Peggys Cove, Nova Scotia – Wir sind Popstars

Wir verlassen Claire und Ian und starten unsere Nova Scotia Rundfahrt mit der Light House Route in Richtung Süden. 17 Grad und Sonnenschein können nicht über den kalten Wind hinwegtäuschen. Die Landschaft wirkt fast norwegisch mit Fjorden und Schären. Schroffe Felsen lösen sich mit weißen Sandstränden ab. Kleine Häuschen sind mit grauen oder pastellbunten Holzschindeln verkleidet, die moderneren mit Plastikschindeln. Die muss man nicht dauernd streichen, und billiger ist es zudem. Fremde Menschen auf der Straße winken uns zu. Peggys Cove ist ein Vorzeige-Fischerdorf, wo seit 200 Jahren täglich Fische und Hummer angelandet werden. Ein malerischer Leuchtturm  thront auf von Tide und Stürmen glatt gewaschenen Felsen. Vom Parkplatz kommen wir fast nicht wieder weg. Arminius ist DIE Attraktion, ständig sprich uns jemand an, wir fühlen uns fast wie Popstars. Ist das ein Mercedes? Wo fahrt ihr hin? Wo kommt ihr her? Und: Habt ihr einen Blog? Das scheint hier essentiell zu sein.

Ein gut besuchtes Denkmal erinnert an des Swiss Air Absturz 1998, bei dem alle Passagiere ums Leben gekommen waren. Auf der anderen Seite der Bucht, in Bayswater, gibt es eine weitere und viel ruhigere Andachtstelle, wo etliche Opfer begraben wurden.

Es ist 17 Uhr und wir schaffen es gerade bis Chester, einem Örtchen mit pittoreskem Charme, in dem seit 1754 Deutsche siedeln. Kaum stehen wir um einen Kaffe zu trinken, kommen Leute mit ihren Autos angefahren, steigen aus, machen Fotos von Arminius, fahren weg, kommen mit ihren Verwandten wieder, neuerliche Fotos. Unter den Plauderbekanntschaften sind auch Vivian und Wally. Sie nehmen uns kurz entschlossen mit auf ihr großes Waldgrundstück, wo sie ein niedliches Häuschen inmitten unberührter Natur an einem kleinen See bewohnen. Das Haus ist vollgepackt mit persönlichen Fund- und Lieblingsstücken und selbstgemalten Bildern. Es strahlt so viel Flair aus, dass einem ganz warm ums Herz wird und man den bullernden Holzofen gar nicht gebraucht hätte. Vivian stellt wie sie es nennt „Flora Art“, Blumenkunst, her – großartige Bilder aus gefärbten Pflanzenteilen, Blätter und Blumen. Für die britische Königin Elisabeth II fertigte sie als Geschenk die kanadische Flagge aus rot und weiß gefärbten Ahornblättern her. Sie malt auch, fertigt Skulpturen aus unterschiedlichsten Materialien und stellt Schmuck aus selbstgesammelten und polierten Halbedelsteinen her. All die Kunstwerke verkauft sie zu Preisen, die nicht einmal ihre Kosten decken. Wally malt auch, macht Holz für einen langen Winter, kocht, füttert Enten und vieles mehr.

Zum Abendessen macht uns Vivian Donair, eine kanadische Spezialität, die ihren Ursprung in Halifax haben soll. Im Ofen gebackene Hackfleischlaibe werden in dünne Scheiben geschnitten und mit Zwiebel-, Tomatenwürfeln, Petersilie und einer süßen Knoblauchsoße auf Fladenbrot serviert. Einrollen, essen, köstlich. Ein wundervoller Abend. Nachts quaken die Frösche am Teich.

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