Louisbourg, Cape Breton Island – Kalter Wind am Fort

Leider öffnet Fortress Louisbourg erst richtig Anfang Juni. So verpassen wir die eigentlichen Attraktionen der nationalhistorischen Gedenkstätte. In dem 1961 wieder aufgebauten französischen Fort wird während der Sommersaison das Leben im 18. Jahrhundert perfekt nachgebildet. Original kostümierte Offiziere und Soldaten, Bäcker und Schmiede, Hausfrauen und Kneipengänger gehen ihren originären Tätigkeiten nach und schrecken nicht davor zurück, „unfranzösische“ Besucher in Streitereien und vorgebliche Schlägereien zu verwickeln. Wir können nur einen Teil der restaurierten Gebäude besichtigen, aber selbst das lohnt den Ausflug.

1719 hatten die Franzosen auf Cape Breton begonnen, die befestigte Stadt Louisbourg aufzubauen. Mauern und Gebäude wurden äußerst massiv aus Stein erbaut, jedoch war die Lage zwischen den Hügeln des Umlands nicht optimal gewählt. In den Jahren 1745 und 1758 wurde das Fort von den Engländern belagert und beide Male problemlos eingenommen. Die Mauern zu schleifen und das massive Fort einzureißen dauerte jedoch fünf Monate.

Cape Breton Island hat reiche, bis unter den Atlantik reichende Kohlevorkommen. Der Niedergang der darauf aufgebauten Stahlindustrie war jedoch absehbar. So hatte die kanadische Regierung ein Drittel der komplett zerstörten Stadt mit enormem Aufwand wiederaufbauen lassen, um verloren gegangene Arbeitsplätze zu ersetzen – zunächst für die Rekonstruktion, später für die Arbeit im Tourismus. Der Plan scheint recht erfolgreich zu sein. Fortress Louisbourg gilt als eines der besten „lebenden Museen“ in Kanada und jährlich besuchen Hunderttausende die historische Stätte.

Die Dame am Parkplatz des Forts, die uns die ersten Einweisungen gibt, hat sich ganz unkanadisch eingewickelt: Fleeceweste, Winterjacke, Mütze und Handschuhe. Hier oben weht eine steife, eiskalte Brise. Das Thermometer gaukelt uns 25° im Schatten vor.

Ein paar Kilometer weiter in der geschützten Stadt veranstaltet die Feuerwehr zur Spendesammlung ein öffentliches Autowaschen. Für 5 c$ kann jeder seinen Wagen per Hand säubern lassen. Die junge selbstbewusste Chefin des Fire Departments, ihre Kolleginnen und Kollegen haben mit Sonnentops, Shorts und Sandalen den Sommer bereits eingeläutet.

Am Abend erreichen wir Pat und John, Freunde von Vivian und Wally aus Nova Scotia, die wir unbedingt besuchen sollten. Pat ist ebenfalls Künstlerin und John ein wundervoller Koch. Vor allem seinem Blaubeerkuchen kann wirklich niemand widerstehen.

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