Toronto, Ontario – Window-Sightseeing im Schritttempo

Den Plan baden zu gehen verwirft Jörg schneller als gedacht. Wellen peitschen an den Strand, Regen prasselt nieder. Das Wasser ist nicht mehr transparent-blau sondern hat eine milchig-trübe grün-braune Färbung angenommen. Belaubte Äste wiegen sich im Wind. Auch das ein Bild einmaliger Schönheit.

Kurz vor Toronto haben wir unseren ersten ernsthaften Disput mit Lissy. Sie will partout nicht den Highway Nr. 2 am Seeufer entlang fahren. Also packen wir den Stadtplan aus und navigieren wie in vorelektronischen Zeiten, bis wir ein Übereinkommen mit unserem Navi treffen können. Alle Kanadier, mit denen wir sprachen, rieten uns von einem Besuch Torontos ab. Ontarios Hauptstadt sei mit 2,5 Millionen Einwohnern – Einzugsgebiet 5,8 Millionen – einfach nur riesig ohne besondere Attraktionen zu bieten, es sei denn man möchte shoppen oder sich ins Nachtleben stürzen. Entlang der Uferstraße könne man alle interessanten Gebäude der Skyline vom Auto aus sehen. Da wir entgegen aller Empfehlungen erst um halb vier ankommen, landen wir mitten in der Rushhour. Was den Vorteil hat, dass wir nur im Schritttempo fahren und alles in Ruhe anschauen und fotografieren können. Das Wetter spielt auch nicht ganz mit: Extrem tiefliegende Wolken verhüllen die Wolkenkratzer. Die Spitze des CN Towers ist nur zu erahnen. Da die Metropolitan Area von Toronto ein sehr großes Gebiet umfasst und das Stadtgebiet nicht zu enden scheint, kommen wir erst ein paar Stunden später in Niagara-on-the-Lake an. Die viktorianische Kleinstadt voller Prachtbauten hat vor wenigen Jahren zu Recht den Titel Prettiest Town of Ontario – hübscheste Stadt von Ontario – errungen. Dank vieler amerikanischer Touristen – die USA sind einen Katzensprung über die Brücke entfernt – ist alles maßlos überteuert; die vornehmen Boutiquen wie die unterschiedlichsten Restaurants. 24 $ plus Steuer und 15 % Trinkgeld für eine simple Portion Spaghetti Bolognese scheinen irgendwie übertrieben. Das Ganze erinnert an Kampen auf Sylt: schön, aber snobistisch. Am Stadtrand finden wir einen Parkplatz, der nur tagsüber gebührenpflichtig ist.

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