Cochrane, Alberta – Arminius fährt wieder

Weiterhin gute Neuigkeiten: Auch beim Kaltstart benimmt sich Arminius anständig und verkneift sich das Rauchen. Schweren Herzens kaufen wir eine Großpackung Dieseladditive, denn der Motor läuft eindeutig besser damit. Ernie, der GCL Sales Manager, hatte uns letzten Freitag eine Flasche Conditioner in den Tank gekippt, damit wir es ausprobieren können. Übers Wochenende waren wir damit herumgefahren. Unser Rauch- und Geräuschproblem war zwar damit nicht verschwunden gewesen, aber es hatte sich bereits gebessert. Hier ein paar Erläuterungen für Technikinteressierte, kanadareisende Dieselfahrer und Zweifler wie mich, die Dieseladditive für ausgemachten Unsinn und Geldschneiderei halten. Hielten.

Seit 2006 gibt es an allen Highwaytankstellen in Nordamerika nur noch Ultra Low Sulfur Diesel (ULSD), extrem schwefelreduzierten Diesel. Ab 1. Dezember 2010 gilt diese Vorschrift für alle Tankstellen, praktisch bekommt man aber bereits heute fast überall nur noch ULSD. Die Schwefelreduktion um 97 % stellt die ordnungsgemäße Funktion von modernen Emissionsreduktionsanlagen, z.B. Partikelfiltern, sicher und ist natürlich weit umweltfreundlicher. Leider sind damit auch etliche Nachteile verbunden. Neben höheren Produktionskosten ist der BTU- und damit der Energiegehalt geringer, was sich in höherem Kraftstoffverbrauch und damit wiederum höheren Kosten niederschlägt. Seit wir in Kanada sind, haben wir selbst erfahren müssen, dass unser Dieselverbrauch tatsächlich angestiegen ist. Das relativiert die im Vergleich zu Deutschland geringeren Treibstoffkosten etwas. Ein weiterer Nachteil von ULSD ist die geringere Kraftstoffstabilität, das heißt er denaturiert schneller als früher. Der Prozess der Schwefelentfernung kann ebenfalls eine Reduktion der natürlichen Schmierfähigkeit des Diesels zur Folge haben und damit einen vorzeitigen Verschleiß der Kraftstoffanlage bedingen. Naturgummischläuche und -dichtungen können schrumpfen und zu Leckagen führen. All dies sollen die Additive verhindern. Wir werden sehen. Hinzufügen sollte ich noch, dass unser technisches Problem nur wenige hundert Kilometer aufgetaucht ist, nachdem wir in Calgary Billigdiesel an einer freien Tankstelle gebunkert haben. Das alles kann Zufall sein, muss aber nicht.

Am Nachmittag kehren wir zu John und Lyndel wenige Kilometer außerhalb von Calgary. Wir hatten die beiden und ihre Familie bereits am Samstag vor über einer Woche beim Picknicken getroffen und waren abends zum Barbecue bei Muttern eingeladen gewesen. Heute sollen wir in ihr haus nach Cochrane kommen. Wir schauen zusammen das Fußballweltcup-Halbfinalspiel. Deutschland unterliegt Spanien bekanntermaßen 0:1, daher streichen wir dieses unerfreuliche Thema lieber. John ist Profifotograf und wir können seine Bilder und Ausrüstungen ausführlich bewundern. Am Abend gibt es wieder eines der berühmten kanadischen Barbecues mit Steaks und Lachs, es kommt noch mehr Familie, und schließlich lernen wir die Nachbarn Conny und Frank kennen, die vor 23 Jahren aus Lübeck und Hamburg nach Kanada eingewandert sind.

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