Jasper, Jasper NP, Alberta – Ein wildreicher Tag mit Grizzly

Die Sunwapta Falls, unser erster Stopp am heutigen Samstag, zeigen einmal wieder die enorme Kraft des Wassers. Der Chaba River hat sich tief ins Gestein gesägt, fällt mehrere Meter in die Tiefe, zwängt sich nochmals mit hohem Druck durch eine Spalte, knallt gegenüber an eine Felswand, in die er langsam aber sicher eine Höhle hineinspült, um schließlich im 90°-Winkel abzubiegen.

Nächster Halt: Athabasca Falls. Auch hier fällt eine gewisse Menge Wasser eine bestimmte Anzahl Meter in die Tiefe. Sehr schön, aber irgendwann sind See-, Wasserfall- und Hirschbilder einfach genug. Der Parkplatz ist trotz des Regens fast voll. Japanische Busladungen, kanadische Wochenendreisende, urlaubsreisende Mietwohnmobile. Es herrscht babylonisches Sprachgewirr, aber keine Sorge, die Deutschen sind auch hier reichlich vertreten.

Wir fahren heute Vormittag vorsichtshalber am Wabasco Campground vorbei, um einen Platz zu reservieren. Wir haben keine Lust, auf den vollen, teuren und vor allem riesigen Campingplätzen in der Stadt zu schlafen und befürchten, dass am Samstagabend voll wird. Wir sind über Jasper immer mehr erfreut. Der Wabasco kostet genau so viel wie unser erster Platz im Banff NP, bietet aber eine Rezeption, großzügige Stellplätze, Wasserklosetts und Möglichkeiten, Trinkwasser zu bunkern und Abwasser abzulassen. Wir wollen über eine Nebenstraße nach Jasper Stadt um zu tanken und einzukaufen. Ein Blick nach rechts, da trottet er im Wald. Ein erwachsener Grizzlybär, wenn auch nicht ganz so groß wie der letzte. Er stromert durch den Wald, es ist unmöglich ihn zu fotografieren. Zum Glück kommt ein Waldweg, auf den wir einbiegen können, und eine Lichtung. Der Grizzly schnuppert auf der Wiese herum, ein paar Bilder gelingen, da ist er auch schon wieder im Wald. Wir fahren bis auf den Highway, um ihn vielleicht noch einmal zu sehen, aber aus dem Waldstück flüchten nur zwei aufgeschreckte Hirsche. Nur wenige hundert Meter weiter überquert eine ganze Herde Wapitimütter mit Kitzen, die wie unsere Bambis weiß gepunktet sind, die Straße. Ausgewachsene Wapitis werden von Grizzlybären, Wölfen und Pumas gejagt, Kitze und Jungtiere von Kojoten, Schwarzbären und Luchsen. Der heutige Grizzly soll nicht unser letzter sein…

Zu Mittag in Jasper landen wir aus Versehen in einer Pizzeria, die Fernsehschirme besitzt. Das UEFA Worldcup Spiel um den 3. Platz Deutschland gegen Uruguay neigt sich dem Ende zu. Deutschland gewinnt 3:2 und ist damit Weltmeister im Erreichen des 3. Platzes. Immerhin was.

Bei der Weiterfahrt finden wir endlich auch Bergziegen, an den Straßenrändern Minerale leckend. Sie sind jetzt kurz behaart und hellbraun, ihr prachtvolles langes weißes Winterfell haben sie bereits verloren.

Ein Muss im Jasper NP ist der Maligne (sprich: maliin) Canyon. Die Schlucht mit dem „unheilvollen“ Namen ist berühmt, weil ein eigentlich kleiner Fluss sich bis zu 50 m tief ins Sandgestein eingeschnitten hat. Dabei bildet er Wasserfälle, Stromschnellen, Durchbrüche, natürliche Brücken, Unterspülungen, Überhänge. An manchen Stellen kann man von oben den Bach nicht sehen, weil er nur wenige Meter breit ist und sich auf dem Weg nach unten so im Zickzack in den Fels gefressen hat, dass die Sicht aufs Wasser versperrt ist. Nur das Geräusch des schnell fließenden Wassers bleibt – von ganz weit unten. Die Parkverwaltung hat an den besonders interessanten Stellen Brücken über die Schlucht bauen lassen, insgesamt sechs, sodass man einmal links, einmal rechts des Maligne Rivers läuft und immer wieder spannende Bilder schießen kann. Im Winter werden sogar geführte Touren im Canyon auf dem dann gefrorenen Fluss angeboten. Ich denke man braucht dazu Spikes an den Schuhen, denn die Steigung ist nicht unerheblich.

Auf dem Campingplatz leiht sich mal wieder jemand unsere Axt. Wir müssen dazu das halbe Auto auseinander legen und später wieder zusammen bauen. Dafür gibt’s nicht mal ein Bier. Wieso ist auf Campingplätzen eigentlich immer alles selbstverständlich?

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