Edmonton, Alberta – Arminius hinter Stacheldraht

Am sehr frühen Morgen beginnt es zu gewittern. Auch in den Stunden danach hören wir immer wieder Donnergrollen und Schauer niederprasseln. Kein guter Tag für eine Wanderung über der Baumgrenze. Es ist kalt, selbst auf 1500 m hat es nur wenige Grad über Null, man wird klatschnass und oberhalb der Baumgrenze möchte man ungern Anziehungspunkt für Blitze sein. Die geplante Bergwanderung zur Sulphur Skyline streichen wir. Wir fahren dennoch die paar Kilometer nach Miette Springs hoch, dem Ausgangspunkt des geplanten Hikes. Die Wolken hängen so tief, dass sie sich in den Baumkronen verfangen. Die Schauer steigern sich zu kräftigem Dauerregen, es kommt sogar noch Graupel hinzu. Die Miette Hotsprings sind schwefelhaltige Thermalquellen, die heißesten in den Rockies. Nicht verwunderlich an einem solchen Tag, und ein Blick auf den Parkplatz macht das deutlich: Hier sind zu viele Menschen in einer einzigen Badewanne. Ich verzichte.

Wir verlassen den Park nach Osten in Richtung Edmonton. Die Fahrt dahin kann man getrost unter „langweilig“ verbuchen. Wir fahren in eine flache, nur leicht hügelige Prärielandschaft aus Weiden, unterbrochen nur von ein paar Wäldern und Rapsfeldern. Edmonton ist Hauptstadt und zweitgrößte Stadt in Alberta nach Calgary mit 730.000 Einwohnern im Stadtgebiet. Der Ort ist Anfang des 19. Jahrhunderts hervorgegangen aus den Niederlassungen der beiden großen Pelzhandelsgesellschaften und profitierte gegen Ende der Dekade vom Klondike Goldrausch. Auch danach entwickelte sich Edmonton weiter als Verkehrsknotenpunkt im Westen Kanadas und Provinzhauptstadt.

Jetzt stehen wir hier bei 10° in hässlich strömendem Dauerregen, eingesperrt in einem eingezäunten, stacheldrahtbewehrten Gelände, umgeben von Mercedes Benz der unterschiedlichsten Typen und Baujahre und ein paar Hägglund Raupenfahrzeugen. Es ist das Gelände von Prestige Auto Repair und das gehört Al. Al handelt mit Mercedes und Hägglunds und repariert sie auch. Er hat eine der kanadischen Vertretungen von Hellgeth Spezialfahrzeugbau in Deutschland, die auch unseren Unimog aufbereitet haben. Nein, wir wollen nicht schon wieder an Arminius herumdoktern. Aber Hellgeths haben uns mit Al in Kontakt gebracht; er hat uns herzlich willkommen geheißen und lässt uns auf seinem eingezäunten Firmengelände stehen, damit wir unbehelligt bleiben. Na denn: Gute Nacht!

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.