Slave Lake, Alberta – Seebarbecue statt verpasster Gelegenheiten

Schon zum zweiten Mal verpassen wir eine Megaparty. Nach der Calgary Stampede versäumen wir mit Verlassen Edmontons auch deren Capital EX. Die Stampede gilt als größtes Outdoor Event der Welt (wieder eines von Kanadas heißgeliebten Superlativen) und zieht alljährlich bis zu 1,2 Millionen Besucher an. Beliebteste Disziplinen des zehntägigen Monster-Rodeos sind Pferdezureiten, Bullenreiten, Lassowurf mit Kälberfesseln und, als allabendlicher Höhepunkt, das Chuckwagon Race, das vierspännige Planwagenrennen. Die Eintrittspreise sind allerdings genauso superlativ. Kostenlos dagegen gibt es an vielen Imbissständen in der Stadt, in vielen Kneipen, Firmen und öffentlichen Einrichtungen den ganzen Tag Pancakes und Kaffee. Die Stampede beginnt traditionell am 2. Freitag im Juli, wir hatten Calgary jedoch am Mittwochmorgen verlassen. In diesem Jahr wird das Rodeo nicht zu viel Glück haben. Zahlreiche Pferde werden eingeschläfert, etliche Zuschauer verletzt werden.

Für Edmontons Capital EX sind wir eine ganze Woche zu früh dran. Dieses Volksfest mit zahlreichen Fahrattraktionen, Bühnenentertainment und Goldschürfen wartet ebenfalls mit einem Chuckwagon Derby und als Höhepunkt dem RCMP Musical Ride auf, bei dem die Mounties in ihren roten Paradeuniformen auftreten. Wir jedoch verabschieden uns von den Jungs von Prestige Auto Repair. Al drückt uns noch einen Bisonbraten in die Hand mit wichtigen Hinweisen zur Zubereitung, dann sind wir schon wieder auf dem Weg durch die Prärie, die noch nicht an Spannung zugelegt hat. Flaches Land mit Wiesen und Wäldern, eine Straße ohne Kurven, hin und wieder ein paar Raps- und Weizenfelder, ein paar Flüsse und ein paar Seen. Der Slave Lake ist heute Endstation. Archie und Torrie besitzen hier ein paar zusammenhängende Seegrundstücke. Von dem „Entertainment Center“ genannten Nebengebäude würden andere Menschen als Haupthaus nur träumen. Allein die Terrasse wäre groß genug, darauf ein deutsches Haus zu bauen. Drinnen dürfen diverse Schlaf-, Wohn- und Esszimmer nicht fehlen, genau wie Bad und Wohnküche. Das größere der Wohnzimmer ist teilumfunktioniert zum Privatmuseum. Mehrere hochglanzpolierte Corvettes und Harley Davidsons neben einem metallicschwarz lackierten Speedboot blitzen derartig makellos, dass man sich fragt, wer hier den ganzen Tag Staub wedelt. Bei der abendlichen Party kommen neben selbstangebautem Gemüse aus dem hauseigenen Garten unvorstellbar zartes, saftiges, erstklassiges 1A-Alberta Beef aus dem Smoker, das man mit der Zunge zerdrücken könnte. Nach einer nicht näher zu definierenden Anzahl Biere oder Drinks wiegen uns die Wellen an unserem Seecamp plätschernd in den Schlaf.

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