Slave Lake, Alberta – Erwachsenenspiele im Wald

Heute gehen wir spielen in den Wald. Das ist so ähnlich wie bei Kindern, nur sind die Spielzeuge größer. Wir fahren mit Archie und einem von seinen Hägglunds in die Berge, Bruder Ron mit Frau Helen bringen ihren eigenen mit, dazu jede Menge Verpflegung fester und flüssiger Art, um den anstrengenden Tag zu überstehen. Hägglunds sind Doppelkabinen-Raupenfahrzeuge der schwedischen Armee, die nach Ausmusterung restauriert und technisch aufbereitet in schwer zugänglichen Gebieten eingesetzt werden, die sonst nur per Hubschrauber erreichbar wären. Es hat so ein bisschen was von Panzer fahren, nur nicht armiert. In Kanada, Alaska oder auch Russland werden Hägglunds beispielsweise zur Kontrolle und Wartung von Öl- und Gaspipelines verwendet, aber auch zur Jagd, zum Holz machen oder einfach zum Spaß. Archie ist einer der Haupthändler für Hägglunds in Kanada, und in seiner Straße hat fast jeder mindestens einen. Wir fangen erst mal auf einer gewöhnlichen Schotterpiste an, schlagen uns dann auf einen Waldweg und steigern und zur Querwaldeinfahrt. Durch Flüsse fährt man einfach durch. Sollte doch einmal ein Teich etwas zu tief sein, kein Problem, das Ding schwimmt ja auch. Das Amphibienfahrzeug wird auch im Wasser von den Ketten angetrieben. Nur einmal hat sich ein Bach zu tief ins Bett eingeschnitten und einen Steilhang konstruiert, der selbst für ein Kettenfahrzeug unüberwindbar scheint. Abhilfe schaffen ein paar Baumstämme, mit denen wir das Bachbett auffüllen und so eine Art Brücke schaffen. Über liegende Baumstämme fährt man hinweg; stehende Birken bis vier, fünf Meter Höhe sind kein Problem, die nimmt man mittig und fährt sie einfach um. Sollte doch einmal in seltenen Fällen ein größeres Exemplar unvermeidbar den Weg blockieren, hilft die Kettensäge. Vermutlich gibt es immer noch genügend Bäume in Kanada, aber möglicherweise hinterlassen wir so etwas wie eine kleine Schneise der Verwüstung. Ich werde ab jetzt den Gott der Bäume in mein Abendgebet einschließen. Wir konsternieren ohne Absicht einen Hirschen, scheuchen ein paar Fasane auf und verjagen zwei Klee fressende Schwarzbären. Sonst bekommen wir keine Tiere zu sehen, was angesichts des Lärms, den wir veranstalten, nicht verwunderlich ist. Und was heute einfach mal egal ist.

Um Mitternacht zuckt das letzte Abendrot über den Himmel wie die verlöschenden Flammen unseres Lagerfeuers. Der Norden ruft.

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