Watson Lake, Alaska Highway, Yukon – Osterhausen goes international

Die Bisonbullen sind bereits aus ihren nördlichen Territorien herunter gekommen, um sich mit den Kühen zu paaren. Noch liegen sie friedlich an den Hängen jenseits des Straßengrabens, schnaufen so kräftig in ihren dicken Bauch, dass es aus den Nüstern dampft und wiegen ihren Kopf hin und her wie ein Wackel-Dackel auf der Hutablage eines Autos. So ein Bulle, bis knapp eine Tonne schwer, der nicht bejagt wird, lässt Menschen relativ nah an sich heran und hebt geduldig den Kopf oder auch mal die Beine, um den Fotos etwas mehr Action zu verleihen.

An einer der zahlreichen Alaska Highway Baustellen müssen wir wegen einspuriger Verkehrsführung halten. Die Lady mit dem Lollypop in der Hand, auf dessen einer Seite „stop“ und auf der anderen „slow“ – langsam steht, informiert uns, dass die Wartezeit 20 – 25 min beträgt. Eine lange Baustelle, aber auch an solchen wird in Kanada der Verkehr meist nicht mit Ampeln, sondern von Personen, sogenannten flaggern geregelt. Dazu gibt es häufig ein sog. pilot car, ein Lotsenfahrzeug, das dem Verkehr jeweils voraus fährt.

Der Contact Creek ist die Stelle, an der sich die beiden Bautrupps des Alaska Highway getroffen und ihn durch eine Brücke verbunden haben. Es hat sich herumgesprochen, dass die hiesige Tankstelle den billigsten Kraftstoff im Umkreis von hunderten Kilometern verkauft. Lange Schlangen haben sich gebildet. Zwei organisierte Reisegruppen mit je 26 Reisebus-Wohnmobilen, die letzte Nacht schon den Liard Springs Campground überflutet hatten, machen hier ebenfalls Halt. Zum Glück fahren die Gruppen nicht in Konvois, sodass man nie alle auf einmal vor sich hat. Die Wartezeit hat sich gelohnt, denn wir bekommen den Diesel für 1,039 statt 1,079 $, weil wir mehr als 100 Liter tanken.

70 km weiter queren wir die Grenze zum Yukon, einem von drei Territorien Kanadas. Territorien haben nicht die gleichen Selbstverwaltungsrechte wie Provinzen. In Watson Lake steht der berühmte Schilderwald. Beim Bau des Alaska Highway stellte der heimwehkranke Soldat Carl K. Lindley aus Illinois ein Schild seines Heimatortes Danville auf und gab damit den Anstoß für tausende andere Reisende ihm nachzueifern. Mittlerweile sind an den immer neuen Pfosten, die die Stadt aufstellen lässt, etwa 65.000 Schilder aus aller Herren Länder angenagelt, darunter Ortsschilder, Autokennzeichen und selbstentworfene Schilder. Seit heute Nachmittag ist auch die Gemeinde Osterhausen, Kreis Mansfeld-Südharz, Land Sachsen-Anhalt darunter. Wir möchten betonen, dass Osterhausen in vorderster Linie von der Straße aus sichtbar ganz oben angebracht ist. (Meine bayerische Geburtsstadt möge es mir verzeihen, dass ich keines von ihr aufgestellt habe, aber es befindet sich bereits eines dort.) Gleich daneben hängt jetzt das Schild von Melvin dem Schweißer aus Capstick, Cape Breton Island, der uns um diese Gefallen gebeten hatte. Voraussetzung für die besten Plätze ganz oben am Pfosten ist natürlich eine entsprechend lange Leiter.

In Watson Lake tricksen wir Lissy aus. Wir verlassen den Alaska Highway und biegen rechts ab. Der Robert Campbell Highway wurde nach einem Pelzhändler benannt, der Mitte des 19. Jhdts. eine Kanuroute quer durch das Yukon Territory gefunden hatte. Die Straße folgt der Strecke weitgehend in einem Tal zwischen zwei Gebirgszügen. Die umgebenden Berge, Flüsse und Seen, die Waldtundra mit niedrigerem, weniger dichtem Baumbestand, die Gräser und blühenden Blumen machen die Strecke landschaftlich sehr reizvoll. Die Schotterpiste ist manchmal nicht wesentlich breiter als ein besserer Feldweg, zum Teil aber schon neu ausgebaut. Eine weitere lange Baustelle, an der wir gebeten werden, zehn Minuten zu warten, weist tiefe Spurrillen im Schlamm auf. Bei Regen eine echte Aufgabe für Pkw und Wohnmobile.

Gestern Abend war Essen ausgefallen, daher gibt es Bisongulasch heute. Der Schnellkochtopf schafft selbst langfaseriges Bisonfleisch. Mit Zwiebeln, Pfeffer, Paprikapulver und Tomatenmark zubereitet wie Rindsgulasch ist es zart und delikat.

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