Campbell Hwy und Klondike Hwy, Yukon – Ein einsamer Highway und ein grandioser Fluss

Heute Morgen beim Losfahren gleich der erste Schreck: Wir sind eingesperrt! Gestern Abend sind wir zum Übernachten in ein scheinbar unbenutztes da zugewachsenes Schotterdepot gefahren, das Tor ist offen gewesen. Am Morgen dann haben wir ein Auto an der Zufahrt halten gehört. Und jetzt das! Ich überlege schon, mit welchem meiner Werkzeuge ich uns den Weg durch Büsche und Bäume um das Hindernis herum frei schlagen könnte. Mit der Axt? Vielleicht mit der Machete? Oder muss Jörg doch seine in Einzelteile zerlegte und verstaute Kettensäge zusammensetzen und in Gang bringen? Alle Aufregung umsonst. Das Gatter ist zwar zu, aber nicht abgeschlossen.

Bei 11° Außentemperatur drehen wir die Heizung auf und kurz darauf den Scheibenwischer an. Der Regen verwandelt die Schotterstraße in eine glitschige Schlammpiste, wir besudeln Arminius von unten bis oben (dachte ich an dieser Stelle). Zum Glück ist er beige, da fällt es nicht so auf. Der Campbell Highway windet sich zwischen den zwei Bergketten durch und überquert dabei zahlreiche Flüsse und Bäche. Eine Brücke führt über eine tiefe enge Felsschlucht, in der ein Fluss fließt so kristallklar, dass man bis zum Grund sehen kann. Das Wasser ist jedoch nicht farblos, sondern smaragdgrün wie dunkle Waldmeisterlimonade. Immer wieder überraschen uns kleine Flugzeuglandepisten direkt neben der Straße, die eine wenig vertrauenerweckende Länge aufweisen. Die beiden einzigen Siedlungen am 580 km langen Highway, Ross River und Faro, liegen jeweils 10 km abseits der Straße. Da wir weder tanken müssen, noch etwas brauchen, und die Orte mit je ca. 400 Einwohnern kaum Attraktionen zu bieten haben, lassen wir sie rechts liegen. Angesichts der riesigen abgebrannten Waldflächen, die wir passieren, bin ich ganz froh, dass es immer wieder regnet. Kurz vor Ende der Route stoßen wir auf den Yukon River. Der Fluss beeindruckt uns auf Anhieb. Er ist grün, breit und schnell. Ein Paar in einem Doppelkanu ist nur als kleiner Punkt zu sehen. Im nächsten Moment sind sie, ohne zu paddeln, herangerauscht und auch schon wieder verschwunden. Der mächtige Fluss hat ein ganzes Labyrinth aus Nebenarmen und großen, bewaldeten Inseln geschaffen.

Auf der gesamten schönen, einsamen Strecke sind wir vielleicht zehn Fahrzeugen begegnet. Bei Carmacks stoßen wir auf den Klondike Highway. Hier gibt es nichts außer einer Tankstelle mit erträglichen Preisen und erstaunlich gut sortiertem Supermarkt. Ein paar Kilometer nördlich lohnt sich ein Blick auf die Five Finger Rapids. In den von oben gar nicht so gefährlich wirkenden Stromschnellen kamen zahlreiche Goldsucher auf ihrem Weg nach Dawson City um. Selbst die Schaufelraddampfer in späteren Jahren hatten ihre Not.

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