Top of the World Hwy, Yukon + Taylor Hwy + Alaska Hwy, Alaska– Das falsche Visum auf dem Gipfel der Welt

Das Glück verfolgt uns: Die Information heute Morgen lautet, der Taylor ist wieder befahrbar. Seit den starken Regenfällen werden immer noch zwei Menschen vermisst: Ein Autofahrer, dessen Fahrzeug man von der Straße gespült gefunden hat. Von ihm selbst fehlt jede Spur, genau wie von einem amerikanischen Parkranger. Alle anderen im Unglücksgebiet eingeschlossenen Personen und Fahrzeuge konnten evakuiert werden.

Der Top of the World Highway zwischen Dawson City und kurz hinter der Grenze zu Alaska ist rund 120 km lang und teils sehr gut geschottert, teils asphaltiert. Den Namen „Gipfel der Welt“ trägt die Straße zu Recht, denn sie wurde nicht, wie sonst üblich, in den Tälern eines Gebirges gebaut, sondern verläuft auf den Kämmen der Berge. Der Highway liegt größtenteils auf 1000 bis 1200 m Höhe oberhalb der Baumgrenze und bietet phantastische Fernsicht auf endlose menschenleere Weiten. Die kanadische Grenzstation Little Cold Creek ist schon seit Jahren verlassen. Ausreiseformalitäten gibt es keine. Am US-amerikanischen Posten Poker Creek wird unser dubioses Vehikel erst einmal ausführlich per Fernglas inspiziert, bevor man uns näher lässt. Die Grenze ist nur von 9 bis 21 Uhr geöffnet und das auch nur von Mai bis September, je nach Witterung. In den Wintermonaten ist die komplette Route gesperrt. Mit der Alaska Time sind wir zehn Stunden hinter der mitteleuropäischen Zeitzone und haben damit die größte Zeitdifferenz während unserer Reise erreicht. Die beiden Grenzbeamten sind nett und unkompliziert. Eine Lebensmittel- oder sonstige Fahrzeugkontrolle gibt es nicht, die beiden sind lediglich besorgt ob unser Expeditionsmobil armiert ist. Wir bekommen einen lustigen Elchstempel in unseren Pass, nur leider ist es das falsche Visum. Die Officers haben uns aus Versehen ins Visa-Waiver-Programm gepackt mit einer dreimonatigen Aufenthaltserlaubnis. Zunächst scheint das auch nicht schlimm, da wir ja nicht so lange in Alaska bleiben wollen. Auch als wir erzählen, dass wir später noch in den Hauptteil der USA einreisen werden, bricht erst einmal keine Panik aus. Erst als wir erwähnen, dass wir dann noch weitere sechs Monate in den Staaten verbringen wollen, beginnt großes Kopfkratzen. Was nun? Sie hätten keine Ahnung, wie sie das korrigieren sollten, um ein richtiges Visum auszustellen. Das würde viele Telefonate und noch mehr Zeit erfordern. Wir sollten das Problem besser bei der nächsten Einreis auf US-Gebiet lösen und dort nach einem anderen Visum verlangen. Sie versichern uns, die sechs Dollar Visumgebühr pro Person nicht noch einmal bezahlen zu müssen. (Na mal sehen…) Damit haben sie ein Problem vom Hals und einen Rüffel des Vorgesetzten umgangen. Wir stimmen zu, denn wer so schön stempeln kann, hat Nachsicht verdient.

Auf Alaskaseite wird der Highway zur schlaglöchrigen Piste. Den Abstecher zum 100 km entfernten Eagle am Yukon River müssen wir vom Programm nehmen, da die Straße dahin gesperrt ist. Am anschließenden Taylor Highway sind die Spuren der Überschwemmungen noch deutlich zu sehen. Der Bach, der das Unglück verursacht hat, wirkt lächerlich klein, wie er da so harmlos in seinem Bett herumplätschert. Doch die Verwüstungen, die er angerichtet hat, sind offensichtlich. An vielen Stellen hat der Bach die Straße seitlich angeknabbert, aber an etlichen Plätzen hat er sie über mehrere Meter einfach mit sich gerissen und sie musste komplett erneuert werden. Am Straßenrand steht eine Elchkuh mit Kalb im nassen Straßengraben und weidet laut schlürfend unter Wasser das Gras ab. Kurz darauf trinkt das Kalb nicht weniger laut schmatzend an Mutters Zitze. Elche sind sozusagen eine ziemlich lärmige Angelegenheit. Der Taylor Highway ist größtenteils asphaltiert und führt an unendlich scheinenden Waldbrandflächen vorbei. Nach weiteren knapp 200 km ab Grenze sind wir an der Tetlin Junction zurück am Alaska Highway, die massiven, mit Schnee überzogenen Berge der Alaska Range im Blick. Wir fahren die letzten Meilen bis Delta Junction, wo ein weiteres Monument für das Ende des Alaska Highway steht. Ein beliebtes Fotomotiv sind auch die beide größten Moskitos der Welt, die ein Künstler geschaffen hat. Im Infocenter bekommen wir Kontakt mir US-amerikanischem Kommerz. Die Touristeninformation besteht in erster Linie aus einem Souvenirshop. Landkarten von Alaska gibt es keine, die sind aus, und Informationen kann uns die junge Frau eigentlich auch nicht geben. Karten gibt es vielleicht im nächsten Infocenter in Fairbanks, aber wo jenes ist, weiß sie auch nicht. Aber sie kann die Kasse bedienen. Dass die Urkunde für das Befahren des Alaska Highway einen Dollar kostet, geht in Ordnung, es sind einfach zu viele Menschen. Vor dem Info Center ist auch die Alaska Pipeline erklärt, auf die wir kurz darauf stoßen. Im Big Delta überqueren Richardson Highway und Trans-Alaska-Pipeline gleichzeitig den großen Tanana River. Die 1,20 m dicke Ölleitung ist dekorativ an einer Hängebrücke fixiert.

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