Whitehorse, Yukon – Lachse „auf dem Holzweg“

Unsere Fahrt führt von Skagway auf dem Klondike Highway weiter nach Norden, von BC zurück in den Yukon. Die Carcross Desert, eine der zahlreichen „kleinsten Wüsten Nordamerikas“, ist eigentlich keine richtige Wüste. Sie ist weder besonders heiß noch kalt und schon gar nicht trocken. Dafür gibt es nur teilweise bewachsene Sanddünen, die ein hübsches Fotomotiv abgeben. Der Sand stammt von Gletschern, die Steine zu Staub zermahlen haben und der hier angeweht worden ist. Ein paar Kilometer weiter lerne ich am Emerald Lake, dass auch Kalksteinablagerungen am Seeboden in Form von Kalziumcarbonat eine Grünfärbung des Wassers hervorrufen können.

Zurück am Alaska Hwy drehen wir nach Nordwesten in die „falsche“ Richtung, da wir uns Whitehorse nicht entgehen lassen können. In der Hauptstadt des Yukon leben mit rund 24.500 Einwohnern etwa 75 % der Gesamtbevölkerung. Ihren Namen hat die Stadt von den Stromschnellen im Miles Canyon, der die Prospektoren seinerzeit an die wehende Mähne eines Schimmels erinnerte. Der Stausee Schwatka Lake erhöhte den Wasserstand in der Schlucht dauerhaft und ließ die Stromschnellen verschwinden. Dennoch ist es ein Erlebnis, von der schmalen schaukelnden Hängebrücke zu schauen, wie sich das klare waldgrüne Yukonwasser zwischen den dunkelrotbraunen senkrechten Felswänden hindurchzwängt.

Der Schwatka Lake Damm verursacht ein Problem ganz anderer Art: Er behindert die Lachswanderung. Um die 20 m Höhenunterschied zu überwinden, wurde die – so heißt es – längste hölzerne Fischleiter der Welt gebaut. Einmal „auf den Holzweg geraten“ ermuntert die ständige Gegenströmung die Fische zum Weiterschwimmen. Die versetzt angeordneten Ein- und Ausgänge der einzelnen Kammern verursachen eine zusätzliche Kreisströmung, in der sich die Lachse ausruhen können. Die Tiere haben die Wahl die Tore zu durchschwimmen oder über die Kammerwände zu springen. An exponierter Stelle hat man Schaufenster in die Seitenwände der Fischleiter eingelassen, nicht nur um Besuchern einen Blick auf die stromaufwärts ziehenden Lachse zu gewähren. Die Tiere werden für einige Minuten durch Schließen von Gittern in der Fensterkammer eingesperrt, identifiziert und gezählt.

Die Fischleiter wird nur während der Lachswanderung im Sommer betrieben. Kleine Lachse, die außerhalb dieser Zeit ihre Wanderung ins Meer beginnen, müssen den Weg des im Kraftwerk ungenutzten Wassers stromabwärts finden. Etwa 30% der Fischbabys verenden in den Turbinen. Um diesen Verlust zu ersetzen, gibt es eine Lachsaufzucht, die befruchtete Eier unter ihre Obhut nimmt und etwa 120.000 kleine Fische pro Jahr ins Wasser entlässt. Vorher wird ihnen die Afterflosse abgeknipst, um sie in einigen Jahren, wenn sie die Fischleiter zum Laichen hoch wandern, bei der Zählung von ihren in Freiheit geschlüpften Verwandten unterscheiden zu können.

Der Alaska Hwy führt uns wieder ein Stück in den Süden bis Jakes Corner, wo wir in die knapp 100 km lange Sackstraße nach Atlin einbiegen. Der Atlin Lake, der größte natürliche See in British Columbia (nicht mehr im Yukon!), ist für sein schönes Landschaftspanorama bekannt. Ab dem Ort Atlin schließen sich nochmals 24 km Seestraße an. Kurz vor deren Ende, zwischen dem 2. und 3. Picknickplatz, gibt es auf der linken Seite die Public Warm Springs, öffentliche warme Quellen, die in einem kleinen flachen natürlichen Teich entspringen. Das Wasser ist warm, knapp 30°, aber bei 8° Außentemperatur in einer Pause zwischen Regenschauern, hält sich selbst Jörgs Begeisterung für ein laues Bad in Grenzen. Für mehr als die Beine reicht sie nicht.

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