Kamloops, British Columbia – Unterhaltungsmusikalische Warteschleifen am Hochzeitstag

Kamloops ist Industriestadt, Verkehrsknotenpunkt und ideale Versorgungsstation für Reisende. Bei Costco erstehen wir das obligatorische Hähnchen und Schinken, Käse, Kuchen – alles natürlich teurer als in Alaska. Das Lustigste, das wir kaufen, ist eine Tüte von der Größe eines halben Kartoffelsacks mit 18 kleinen Ciabattabroten. Sie liegt jetzt unter unserem Tisch, da sie anderswo keinen Platz findet. Vielleicht sollte ich einen Handel eröffnen. Mag sein, dass die Stadt selbst ohne Reiz ist. Ihre Lage indessen ist fantastisch. Sie schmiegt sich in ein Flussdreieck zwischen unzähligen braun-grünen Hügeln, die alle von in der Sommerhitze vertrocknetem Gras bedeckt sind. Flüsse haben vor Jahrmillionen Täler und Schluchten in die Hügel geschnitten. Grüne Flächen gibt es nur, wo bewässert wird. Wälder wachsen nur licht, aber langsam mischen sich „südlichere“ Bäume wie Zypressen und Trauerweiden ins Bild. Kamloops gilt als wärmste Stadt Kanadas. Zu unserer Freude macht sie ihrem Ruf heute alle Ehre. Nach einer langen Schlechtwetterperiode entlang des Nordpazifiks gibt es heute den ersten Tag mit durchgängigem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen, blauem Himmel mit Ferienwölkchen.

Ansonsten versuchen wir, in einem Rogers-Laden, der mehr Videothek denn Handyvertretung ist, einen Disput bezüglich unserer Internetrechnung beizulegen. Ich telefoniere geschlagene eineinhalb Stunden mit Rogers, und das ist nicht anders als mit einer deutschen Telefon- und Internetgesellschaft. Ich werde eine halbe Stunde mit Unterhaltungsmusik bedudelt, bevor ich einen Kundenbetreuer ans Rohr bekomme, der mich irgendwann zu einem Spezialisten der Rechnungsabteilung durchstellt – mit musikalisch unterlegter Wartezeit, versteht sich – der mich dann, als ihm das Problem zu kompliziert wird, wieder in die Instrumentalmusikschleife legt. Nach einer weiteren halben Stunde habe ich wiederum einen der allgemeinen Kundebetreuer am Apparat und stehe erneut am Anfang. Meine in so vielen Jahren Afrika erworbene Geduld ist unerschöpflich, aber ich überzeuge den jungen Mann, dass ich es wirklich gutheißen würde, wenn sich jetzt und sofort jemand meines Problems annehmen würde. Und siehe da, nach kaum einer Viertelstunde einigen wir uns, der Internetstick funktioniert wieder.

An einem Stellplatz an einem See außerhalb der Stadt lassen wir unseren 16. Hochzeitstag würdig ausklingen. In der Nacht bricht ein heftiger Sturm über uns herein. Ohne Niederschlag, aber die Wellen auf den Teichen nehmen eine beachtliche Größe an und der Wind heult beängstigend.

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