Osoyoos, British Columbia – Deutsche in Osoyoos

Wir schlagen uns durch bis in den äußersten Süden zur US-amerikanischen Grenze. Die vielen Weingüter erleichtern uns das Leben nicht, aber irgendwann ist der Karton voll, der sich seit gestern den Platz unter unserem Tisch mit den Ciabattabroten teilt. Das Wetter ist, wie es im Okanagan Valley sein soll, sonnig, trocken und zumindest warm. Das bringt das südeuropäisch anmutende Ambiente erst richtig zur Geltung: die mit Gras bewachsenen, aber seit dem Frühsommer vertrockneten Hügel; die langgestreckten Seen im Tal; die bewässerten und daher üppig grünen Weinberge und endlosen Obstplantagen; die unzähligen Obst- und Gemüsestände entlang der Straße oder die Angebote zum Selbstpflücken. Die Straße ist recht dicht befahren und dies Areal stark besiedelt, aber die Anwesen sind allesamt nicht unattraktiv. Kurz vor Osoyoos gibt es ein kleines Stück unverbaute Wüste, die man gegen Eintritt (7 $) besuchen kann. Sie erinnert stark an die mit Büschen bewachsene Steppenlandschaft Texas’. Entsprechend hat sich die Grenzstadt mit mexikanischer Architektur ausgestattet, was nicht ganz unpassend wirkt, vergisst man die Tatsache, sich in Kanada zu befinden. Wir fahren den Hwy # 3 ein Stück in Richtung Osten, um auf den Aussichtspunkt auf dem Anarchist Mountain zu gelangen, von wo aus man das perfekte Foto vom südlichen Okanagan Valley schießen kann. Zurück in Osoyoos beim Kaffeetrinken am Seeufer sind wir einmal wieder die Dorfattraktion. Rita liest uns auf, lädt uns ein und beschreibt uns den weg nach Hause, weil sie in der Stadt noch zu tun hat. Wir aber kommen einfach nicht weg, weil wir so viele Fragen beantworten müssen und gute Ratschläge zur näheren Streckenführung entgegennehmen. Dann kommt auch noch Ludwig. Trotz seines Rentenalters und trotz seiner über 20 Jahre in Kanada ist er ein typischer Ur-Bayer geblieben. Zurück möchte er nicht mehr. Warum auch? „Hier isses wia dahoam am Tegernsee. Ner net so koit. Ober den Schnee brach’i nimmer.“ Wir haben für heute Abend schon eine Einladung, aber wir versprechen, morgen vor der Weiterfahrt vorbei zu kommen.

Wir fahren wieder den Anarchist Mountain hoch, wo Rita und Ingo ein Blockhaus oben auf dem Berg mit wunderbarem Seeblick haben. Die nach Südwesten ausgerichtete Giebelseite ist komplett verglast und offeriert eine Traumaussicht auf See, Berge, die Stadt, sogar den Grenzübergang und die amerikanische Seite. Die beiden haben vor 20 Jahren ihre drei Kinder nach Kanada gebracht, sich mit einer Ferien- und Pferderanch in den Rocky Mountains den frühen Ruhestand gesichert und sind schließlich ins milde Klima des Okanagan gezogen.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.