Victoria, Vancouver Island, British Columbia + Port Angeles, Washington Washington – Abschied und Neubeginn

Zum Abschied zeigt sich Kanada von seiner allerbesten Seite. An unserem letzten Tag in diesem Land verabschiedet sich eine strahlende Sonne an perfekt blauem Himmel von uns. Wir sagen Goodbye zu Branca und Anton, deren Gastfreundschaft wir so lange in Anspruch nehmen durften. Wir fahren über Duncan, die Stadt der Totempfähle, wo über 80 der Holzpfeiler zur touristischen Beglückung aufgestellt wurden, bis zum Inner Harbour von Victoria. Von diesem Stadthafen aus startet die Fähre nach Port Angeles auf der Olympic Peninsula im US-Staat Washington. Uns bleibt noch Zeit für einen Stadtbummel, bevor wir uns rechtzeitig zur Erledigung der Grenzformalitäten einfinden müssen.

Die US Border Officers sind alle ausnehmend freundlich, wir müssen keine Tür öffnen – im Gegensatz zu anderen Fahrzeugen – und keine lästigen Fragen beantworten. Alle möglichen Fragen waren vermutlich bereits während des persönlichen Interviews bei der Beantragung des amerikanischen Visums in der US-Botschaft gestellt worden. Von Interesse sind lediglich, ob wir eine Adresse für die erste Nacht auf US-Gebiet angeben können – können wir – und welche frischen Lebensmittel wir haben, vor allem Zitrusfrüchte. Wir besitzen nichts außer ein paar Äpfeln, die noch von Ludwig aus dem Okanagan Valley übrig sind. Die dürfen wir behalten. Stirnrunzeln ruft unser „falsches“ Drei-Monats-Visum vom Poker Creek in Alaska hervor. Der Grenzbeamte schüttelt den Kopf über den in seinen Augen vermutlich albernen Karibustempel und fragt mich schließlich, nachdem ihn weiteres wildes Herumblättern im Pass nicht weitergebracht hat, was es damit auf sich hat. Die dortigen Beamten stellten uns das falsche Visum aus, erkläre ich ihm, wussten aber nicht, wie sie den Fehler korrigieren sollten und forderten uns auf, zum nächsten US-Grenzübergang zu fahren, wo man das Problem beheben würde. „Das ist es, was sie sagten?“, fragt der Officer ungläubig. Ich bejahe, und für einen kurzen Moment kann ich in seinem Gesicht erkennen, welche Meinung er von seinen dortigen Kollegen hat. Es ist viel zu professionell, um etwas zu sagen und bittet uns ins Immigrationsbüro, wo man sich der Sache annehmen würde. Mit Spannung erwarten wir, ob das neue Visum mit Beginn am heutigen Tag oder rückwirkend zum ersten Grenzübertritt in die USA ausgestellt werden würde, was dramatische Auswirkungen auf unsere Reisepläne hätte. Nach wenigen Minuten verlassen wir das Büro erleichtert mit einer Aufenthaltsgenehmigung bis April 2011 und mussten dank der strafversetzten Abteilung am Poker Creek nicht noch einmal bezahlen.

Am Auto muss nun ein grüner Zettel unter den Scheibenwischer geklemmt werden. Ein anderer Beamter italo-amerikanischer Abstammung fühlt sich wie Sylvester Stallone und benimmt sich auch so. Er möchte unbedingt selbst auf die Stoßstange klettern, um den Wisch anzubringen. Er soll sich keinen Zwang antun. Nachdem er mir seine körperlichen Vorzüge präsentiert hat, versucht er mich auch von seinen intellektuellen zu überzeugen. Er protzt – nicht ganz zu unrecht – mit seinen umfangreichen Sprachkenntnissen, die ihn vom Gros seiner Mitbürger unterscheiden. Er versucht herauszufinden, ob ich mithalten kann. Gut, ich bin vielleicht blond, aber ich tue ihm den Gefallen und lasse mich auf ein italienisches Palaver ein. Glücklicherweise muss auch dieses Prachtexemplar von Mann irgendwann weiterarbeiten. Nach eineinhalb Stunden Fährüberfahrt müssen wir noch einmal eine Grenzkontrolle passieren, was aber nach zwei Fragen und 30 Sekunden erledigt ist. Wir fahren bis 30 Meilen hinter Sequim, wo uns Wallace erwartet, der uns bei einer Begegnung in Alaska eingeladen hat. Seine Frau Bev ist verreist, aber Wally hat eine Fingerfoodparty für uns organisiert, wo wir all seinen Nachbarn und Freunden die Vor- und Geschichte unserer Reise erzählen.

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