Cody, Wyoming – Buffalo Bill, Legende zu Lebzeiten

Überall rund um das Mammoth Besucherzentrum und den Campingplatz warnen Schilder vor den gefährlichen und aggressiven Wapitihirschen. Wie sie da heute Früh, nur einen Meter entfernt vor unserem Fenster grasen, wirken die Kühe und Kälber ganz friedlich, nicht einmal ängstlich. Solange man sie nicht als Streicheltiere missversteht… Zwei miteinander kämpfende Böcke dagegen fordern Sicherheitsabstand ein, ihnen möchte man keinesfalls in die Quere kommen. Ein Bison läuft in einem Meter Abstand an einem Zelt vorbei, aber die Bewohner schlafen noch und bekommen nichts mit. Seit dem frühen Morgen regnet es, der Wind bläst kalt und auf den umliegenden Gipfeln liegt erster Schnee. Hinter dem Nordostausgang des Parks warten zwei Passüberquerungen mit rund 2.600 m Höhe und erwartungsgemäß fährt Arminius zum ersten Mal seit Deutschland im Schnee, wenn auch nicht für lange. Über den sogenannten Chief Joseph Highway #296 mit traumhafter Streckenführung und Ausblicken über Berge und Schluchten fahren wir hinab in die Prärie, wo es schlagartig warme 15° C hat. Wieder fahren wir zwischen diesen eigentümlichen Hügeln auf rund 1700 m Höhe herum.

Mit Cody erreichen wir die Stadt Buffalo Bills, des amerikanischen Westernhelden schlechthin, und Mitbegründer des Ortes. William Cody, so sein richtiger Name, musste als 11jähriger Halbwaise als berittener Bote, Fallensteller und Goldwäscher zum Familieneinkommen beitragen. Später tat er sich beim legendären Pony Express Service, der in den 1860er Jahren Briefe in zehn Tagen über 3.200 km von Missouri nach Kalifornien beförderte, als Ausnahmereiter hervor. Nach dem Bürgerkrieg arbeitete Cody als Pfadfinder bei der Armee und versorgte zeitweise 1.000 Gleisbauarbeiter täglich mit Tonnen von frischem Büffelfleisch – daher sein Spitzname. Berühmt wurde Buffalo Bill 1872 bei einer Jagdpartie Fürst Alexanders von Russland. Die anwesenden Journalisten zeigten sich von Bills Schießkünsten derart beeindruckt, dass im Anschluss nicht nur zahlreiche Reportagen, sondern sogar ein Bühnenstück über ihn erscheinen. Im nächsten Stück spielte er selbst mit und heimste großen Erfolg ein. Er baute seine eigene Wild-West-Bühneshow auf mit überwältigender Resonanz in den USA. Schließlich verschiffte er hunderte von Komparsen, Pferden, Rindern und Büffeln nach Europa und führte das staunende Publikum in das Leben der Neuen Welt ein. Sogar Kaiser Wilhelm ließ seinen Offizieren Nachhilfe in Logistik geben. Mit Erfindung des Kinos begannen seine aufwändigen Shows Verluste zu schreiben und sein Imperium geht 1913 in Konkurs. Buffalo Bill aber arbeitete bis zu seinem Tod 1917 im Alter von 70 Jahren im Zirkus und bei Bühnenshows weiter am Mythos von der lebenden Legende.

Mit einem Zwei-Tages-Pass für 15 $ kann man sich in Cody fünf Museen über das Leben der Legende, der Prärieindianer, Kunst und Historie des Westens informieren. Durch die sonnige Hochprärie fahren wir, das Wetter aus dem Yellowstone im Schlepptau, nach Thermopolis, wo es die größten Thermalquellvorkommen der Erde gibt. Entsprechend viele kitschbunte Schwimm-Plansch-Rutschbäder wurden hier errichtet. Das staatliche Becken ist sogar kostenlos, dafür nicht sonderlich einladend, und wir verzichten auf das Bad.

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