Mt. Rushmore + Custer, South Dakota – Gigantische Bildhauerei und winzige Tunnel

Terry möchte unbedingt mal im Unimog mitfahren. Heather begleitet uns mit ihrem Auto zum Mount Rushmore, damit Terry die Freude hat. Mt. Rushmore ist ein weiteres Beispiel für amerikaschen Gigantismus – eine bildhauerische Meisterleistung nichtsdestotrotz. Die Gesichter der Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln wurden in einem Fels der Black Hills verewigt. Zwischen 1927 und 1941 wurden die 20 m hohen Köpfe aus dem Granit des Mt. Rushmore gesprengt, gehämmert und gemeißelt – der höchsten Erhebung zwischen den Rocky Mountains und den Schweizer Alpen. Die vier Präsidenten wurden ausgewählt mit der Maßgabe, die Geschicke der Vereinigten Staaten von Amerika in besonderem Maße beeinflusst zu haben. Kritische Stimmen über den Sinn oder Unsinn eines solchen Mammutprojekts gab es von Anfang an. Dabei ging es wohl mehr um finanzielle Aspekte oder um die Verunstaltung Gottes Schöpfung. Dass es sich um einen geheiligten Platz der Sioux-Indianer handelt, interessierte damals wie heute kaum jemanden.

Aus Protest starteten die Sioux nur wenige Meilen entfernt ein eigenes Projekt. Seit 1948 entsteht dort die Skulptur des legendären Sioux-Kriegers Crazy Horse, der samt Pferd über 170 m hoch und damit höher als die vier Präsidenten zusammen werden soll. Viel mehr als der Kopf ist jedoch noch nicht fertig. Da die Indianer staatliche Unterstützung ablehnen, geht das ausschließlich aus Spenden finanzierte Projekt nur langsam voran.

Der Iron Mountain Road genannte Highway #16A gilt von Mount Rushmore aus als schönste Zufahrt in den Custer State Park. Um die enormen Höhenunterschiede zu überwinden, führt die Straße stellenweise über Holzbrückenkonstruktionen im 270°-Winkel und verschwindet unmittelbar in einem Tunnel wie in einer phantastischen Modelleisenbahnlandschaft. Die drei rechteckig in den Berg gesprengten Tunnel sind gerade groß genug für Arminius, auch wenn uns entgegenkommende Fahrzeugführer davon abhalten wollen, hinein zu fahren. Die Tunnelmaße stimmen, wir passen ohne Dachschaden durch, auch wenn für noch höhere Fahrzeuge kaum Spielraum ist. Das Visitor Centre hat geschlossen, aber wenigstens liegen ein paar Landkarten herum, die uns Informationen über den weit kritischeren Teil der Strecke geben: den Needles Highway. Die Straße passiert ein Gebiet mit steilen Felsnadeln, bizarren Granitmonolithen, die Kletterer aus der ganzen Welt anziehen. Der Knackpunkt dieses Highways sind drei Tunnel, die sich in nordwestlicher Fahrtrichtung jeweils verkleinern. Der erste geht in Ordnung. Knapp, spannend, aber ausreichend. Der zweite ist ein Problem, da er in Höhe und Breite äußerst eng bemessen ist. Die angegebene Tunnelgröße scheint die Durchfahrt zu erlauben, aber wir sind nicht sicher, ob die Maße die maximal zulässigen Fahrzeugaußenkanten oder die minimale lichte Tunnelhöhe und –breite angeben, was einen gewaltigen Unterschied macht. Wir klappen die Spiegel ein, sonst geht gar nichts, und ich laufe vorneweg, um Jörg hindurch zu lotsen. Um es kurz zu machen: Es waren die Tunnelinnenmaße. Besonders spannend ist das Ganze, weil der Tunnel ziemlich lang ist, sich drei Mal verengt und wieder weitet. Ein paar Mal stockt mir der Atem, als eine Lenkbewegung nicht 100%ig so ausfällt wie von mir gedacht. Dann ist Arminius durch, ohne Kratzer, und ich bin sicher, der nächste Tunnel ist definitiv mindestens 23 cm zu niedrig für uns. Zum Glück führt eine andere Straße aus dieser Falle hinaus.

Wir verschnaufen am Sylvan Lake, einem überaus malerischen, von Granitsteilwänden umrahmten Teich. Hinter Custer City finden wir den National Forest Comanche Campground, dessen Toiletten, Müllcontainer und Zahlstation winters geschlossen sind, aber das kostenlose Übernachten gestattet.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.