Cripple Creek, Colorado – Spielwahn statt Goldrausch

Oben auf dem Lookout Mountain liegt William F. Cody alias Buffalo Bill begraben. Er wurde auf eigenen Wunsch an dieser Stelle bei Denver zur letzten Ruhe gebettet, auch wenn das in Cody, der von ihm mitbegründeten Stadt, auf Unverständnis, wenn nicht gar Ablehnung stieß. Neben der Grabstätte richtete sein Ziehsohn und lebenslanger Bewunderer ein kleines Museum zu Leben und Legende von Buffalo Bill ein, das man für 5 $ besichtigen kann. Cody hatte Johnny Baker an Stelle seines im Alter von fünf Jahren verstorbenen einzigen Sohnes aufgezogen. Dadurch war Baker im Besitz von zahlreichen persönlichen Gegenständen und Photos aus Codys Hinterlassenschaft, die heute Teil der Ausstellung sind. So erfährt man beispielsweise, dass der Sioux-Häuptling Sitting Bull, im Krieg erbitterter Feind von Cody, später als hoch respektierter Freund vier Monate lang auf Codys Showbühne mittourte.

Wir nehmen einen kleinen Umweg in Kauf, da wir unbedingt von Central City (was für ein erhabener Name für ein Dorf) nach Idaho Springs auf der Virginia Canyon Road, die in der Werbung auch als Oh-my-God Road propagiert wird, fahren wollen. Zunächst fängt es ganz harmlos an, als sich das asphaltierte Sträßchen in den Himmel schraubt. Aber dann „oh mein Gott, da unten geht die Straße lang“ wird es doch ziemlich spannend. Die Piste, jetzt nur noch Schotter und selbstredend ohne Leitplanke, wird so eng, dass man auf eine gegenverkehrfreie Phase hoff. Schließlich ist nicht ganz klar, wie weit außen man auf dem unbefestigten Bankett fahren kann, ohne in die Tiefe zu stürzen. Der Ausblick auf das Mount Evans Massiv entschädigt am Ende für so manches „oh mein Gott“. Zum Glück ist nicht viel los und bei Trockenheit macht die Straße, die jetzt wieder 500 m absteigt, keine Schwierigkeiten.

Von Idaho Springs geht es über die schöne Straßenkombination # 285 / 77 / 1 nach Cripple Creek. Am Kenosha Pass erreichen wir erstmals 10.000 Fuß (3050 m) Höhe, diesmal im Sonnenschein und ohne Schneesturm. Danach geht es nur wenige Meter tiefer in ein Hochtal auf knapp 3000 m Höhe. Der Ort Cripple Creek stand einmal im Zentrum Colorados Goldrauschs. Gefördert wir auch heute noch, wie die immensen Abraumhalden verdeutlichen, wenn auch mit geringerer Ausbeute. Das ganze Dorf wurde zum historischen Distrikt erklärt und in eine Spielhölle umgewandelt, nachdem Colorado hier und in Central City das Glücksspiel zugelassen hatte. Heute sind die historischen Fassaden restauriert und Hotels, Restaurants und Campingplätze scheinen für die Größe des Ortes überproportional. Aber erstaunlicherweise sind die Parkplätze belegt, Reisebusse karren ganze Ladungen spielwütiger amerikanischer Touristen an. Nur auf den hübsch hergerichteten Straßen ist keiner zu sehen. Dafür haben die einarmigen Banditen reichlich Gesellschaft.

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