Bluff, Utah – Der Zug der Mormonen

Auf der # 191/163 geht es über Blanding nach Bluff. Drei Meilen nach Blanding gibt es eine Tankstelle mit Convenience Store, einem kleinen Gemischtwarenladen, wo es neben Bier und Lebensmitteln (Blanding ist eine „trockene“ Stadt, es gibt also keinen Alkohol zu kaufen,) auch Socken, Arbeitshandschuhe oder Sättel gibt. Neben der Tankstelle kann man in einem kleinen Stall das passende Pferd zum Sattel erstehen. Hinter Bluff durchfährt man die Comb Ridge, einen langen, aber schmalen Höhenzug, der aus der Luft betrachtet die zahllosen Querbrüche offenbart, die ihn wie einen Kamm aussehen lassen. Gleich daneben biegen wir links in die Comb Wash Road ein, einen von Malcolms Geheimtipps. Zunächst aber müssen wir etliche Meilen Off-Road-Piste zurücklegen, deren Schwierigkeitsgrad zwischen leicht und geringfügug moderat variiert, so lange der Track trocken ist. 4-Rad-Antrieb ist in jedem Fall erforderlich, bei Regen kann der Weg unpassierbar sein, da man einen Bach, den Comb Wash, mehrfach durchqueren muss. Auch für größere Fahrzeuge ist die Straße nicht geeignet. Am Ende steht man vor dem San Juan River, einem großen Fluss ähnlich dem Colorado, den er später im Lake Powell trifft. Um schöne Fotos zu erhalten, muss man sich erst etwas anstrengen und den San Juan Hill erklettern – erst von hier bekommt man eine gute Aussicht.

Uns lässt der Aufstieg auf den Berg schnaufen. Wie mag das erst für die Mormonen Ende des 19. Jahrhunderts gewesen sein, die ihre Planwagen mit Ochsen und Pferden über diesen Berg hievten? Ihre Kirche hatte eine Gruppe ostwärts gesandt, um mit den Indianern freundschaftliche Beziehungen zu knüpfen. In dem extrem schwierigen Gelände fanden sie sich schließlich eingekeilt zwischen Fluss und Berge, und der einzige Ausweg schien ihnen, den San Juan Hill, so nannten sie ihn, zu überqueren. Aus heutiger Sicht ist es nahezu unvorstellbar, wie die Mormonen ihr Hab und Gut über die steilen Sandsteinplatten brachten. Und vor allem: Wie überzeugten sie ihre Tiere, das zu tun? Sie mussten sieben Gespanne jeweils vor einen einzigen Planwagen spannen, um diese Höchstleistung zu vollbringen. So war sichergestellt, dass immer Zug auf der Gabel war, auch wenn einige der Tiere stürzten oder erschöpft aufgaben. Einige der Ochsen und Pferde überlebten die Anstrengungen nicht. Noch immer erkennt man Spuren, die die Mormonen hinterlassen haben. An besonders steilen und schwierigen Stellen schlugen sie Stufen in den Hang, um den Tieren Halt zu verschaffen. Selbst die Schleifspuren ihrer eisenbeschlagenen Holzspeichenräder sind stellenweise noch zu erkennen. Der Wagenzug schaffte es bis in die Gegend von Four Corners, wo sich die Gläubigen niederließen und die ihnen zugetragene Pflicht erfüllten.

Zurück auf der # 163 biegen wir nach wenigen Meilen erneut links ab in die Lime Ridge Road. Das ist anfangs eine Schotterpiste, die sich später verschlechtert, aber keine Schwierigkeiten beinhaltet. Den dort wartenden Fotomotiven wollen wir uns morgen widmen.

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