Grand Staircase – Escalante NM, Utah –Teufelsgarten, Tanzhausfelsen und Loch im Stein

Devils Garden ist eine Ansammlung außergewöhnlicher Steinformationen wie Säulen, Zinnen, Arches und Goblins, also Hoodoos, die wie Mützenzwerge aussehen (kein Eintritt!). Die drei verschiedenen Gesteinsschichten erodieren unterschiedlich und verstärken den Männchen-Effekt noch: Kopf, Körper, Füße. Die unterste Schicht ist hell, fast weiß, die mittlere rot und die obere gelb. Nachdem wir gestern Abend schon einmal herumgestreunt sind und einen Sonnenuntergang mit dramatisch angeleuchteten Wolken erlebt haben, nehmen wir heute Morgen die Kamera mit. Kurz nach dem Picknickplatz hört die frisch planierte Schotterstraße auf. Die außergewöhnlichen Herbstgewitter haben auch hier Narben hinterlassen. Die Straße ist noch auf etliche Kilometer mit einem höheren Pkw befahrbar, doch je weiter man auf der 100 km langen Piste fährt, desto nötiger wird 4-Rad-Antrieb. (Der Grader ist bislang noch nicht weiter gekommen.)

Einen kurzen Zwischenstopp machen wir am Dance Hall Rock, dem Tanzhausfelsen. Der riesige Fels ist halbkugelförmig ausgewaschen mit einer beeindruckenden Akustik und bietet stellenweise einen relativ ebenen Steinboden. Der Zug der Mormonen von 1880, dem wir schon einmal am San Juan Hill begegneten, war in Escalante gestartet und auf der Hole-in-the-Rock Road weitergezogen, die damals natürlich noch nicht existiert hatte. Die Gläubigen waren durch eine afrikanisch anmutende Savannenlandschaft mit rotem Sand und rauem Buschwerk gezogen. Im Westen ragen die Kliffs der Fifty Mile Mountains hoch, im Osten ist die Waterpocket Fold zu erkennen. Am Dance Hall Rock rasteten sie, musizierten und tanzten. Im Gegensatz zu vielen gläubigen Zeitgenossen hielten die Mormonen Musik und Tanz nicht für Teufelswerk, sondern, im Gegenteil, für einen Ausdruck ihres Glaubens und der Anbetung und Lobpreisung Gottes. Wenige Kilometer weiter wechseln wir übergangslos vom Grand Staircase – Escalante National Monument in die Glen Canyon National Recreational Area. Die verbleibenden 18 km Off-Road-Weg sind rau, die letzten zehn Kilometer bis Straßenende haben sogar einen etwas gesteigerten Schwierigkeitsgrad mit ein paar höheren Felsstufen.

Das Hole in the Rock ist ein weiterer Beweis der Willenskraft und Zähigkeit der Mormonen. Sie sprengten sich eine Passage durch die Felswand zum mehrere hundert Meter tiefer liegenden Colorado River und ließen ihre 26 Planwagen nacheinander gesichert mit Seilen und jeweils zehn Männern die Spalte hinunter. Unten angekommen setzten sie über den Fluss und anschließend ihre Reise fort. Heute ist dort Lake Powell angestaut und der Wasserstand weit höher. Die Stelle heißt bis heute passender Weise „Loch im Fels“. Ich habe die glorreiche Idee, zum Lake Powell hinunterzuklettern. Was die Mormonen mit all ihrem Hab und Gut geschafft haben, sollte für uns kein Problem sein. Nicht eine meiner besten Ideen. Erfahrungsgemäß ist es mit Fahrzeugen aller Art oft einfacher, bergauf zu fahren, aber schwieriger, hinunter zu gelangen. Zu Fuß ist es häufig umgekehrt. Runter geht schon irgendwie. Doch wie kommt man wieder hoch? Auf einmal sind die Stufen riesig, die Schuhe zu klobig um Halt zu finden. Später erfahren wir, dass die Mormonen den Hang weit besser präpariert und aufgefüllt hatten, als es heute der Fall ist. Oben angekommen verleihe ich mir selbst das erste Bienchen im Anfängerkurs Klettern. Dann folgen wir der ursprünglichen, zahmeren Idee, den Felsen hochzuklettern und eine gute Aussicht zu haben.

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