Grand Staircase – Escalante National Monument, Utah – Garten der Giftpilze

Pünktlich um 8:45 Uhr stehen wir wie gefordert im BLM Field Office in Kanab. Wir füllen ein Antragsformular aus, und um Punkt 9 Uhr findet die Verlosung der Wildnis-Permits statt. Die Paria Wilderness ist ein schmales hufeisenförmiges Gebiet, das einen Teil des Paria Flusses und den Marble Canyon schützt, der den Beginn des Grand Canyon markiert. Die Paria Wilderness liegt auf der Grenze von Utah und Arizona, umschließt das Vermillion Cliffs National Monument in seiner Mitte und grenzt an den Südrand von Grand Staircase – Escalante National Monument. Wie dieses werden Paria und Vermillion Cliffs vom Bureau for Land Management bewirtschaftet. Diese Naturschutzgebiete sind erst in den letzten zehn Jahren bekannt geworden, aber doch schon so populär, dass es strenge Zugangsregeln gibt. Zu den North Coyote Buttes und den South Coyote Buttes werden täglich nur maximal je 20 Personen zugelassen. Die Hälfte der Genehmigungen werden vier Monate im Voraus per Internet verlost; die Chancen für den attraktiveren Nordbereich liegen in der Saison bei zehn Prozent. Die anderen zehn Plätze werden um 9 Uhr des Vortages unter allen persönlich anwesenden Bewerbern verlost, freitags für Samstag, Sonntag und Montag. Im Sommer ist das Aufgabe der jetzt geschlossenen Paria Contact Station direkt am Schutzgebiet, im Winter des Büros in Kanab. Deshalb sind wir hier.

Wir sind ein wenig unruhig, da mehr Wanderer da sind als erwartet. Die meisten von Ihnen hatten für 5 $ Einsatz an der Internetlotterie teilgenommen und holen sich ihre Ausweise ab. Am Ende bleiben nur sechs Interessenten für drei Tage. Jeder bezahlt, wie auch die Internetgewinner, seine 7 $ Gebühr pro Person, erhält die Permit für das Wunschdatum und eine recht genaue Wegbeschreibung. Die Antragsprozeduren und Gebühren variieren immer wieder, daher sollte man sich rechtzeitig erkundigen.

Der zweite Grund, warum wir hierher gekommen sind, ist, Informationen zu sammeln. Es gibt weitere, eher unbekannte Naturschönheiten in der Gegend, aber wir benötigen genauere Angaben. Die aus dem Ranger zu locken dauert eine geschlagene Stunde. Erst wird ein wenig gescherzt, dann müssen wir die Ernsthaftigkeit unseres Ansinnens glaubhaft machen und mit unserem recherchierten Wissen in Vorlage treten, bevor der Ranger uns erzählt, was wir wissen wollen und noch viel mehr. Das Problem ist, man muss genau wissen, wonach man fragt, sonst spuckt die Informationsmaschine nichts aus. Die meisten Reisenden haben kaum Zeit. Amerikaner mit ihrem begrenzten Jahresurlaub (meist nur zwei Wochen) nicht, die Zwei- oder Drei-Wochen-Touristen aus Europa auch nicht. Es ist also vergebene Mühe, die Wanderer mit überflüssigen Informationen zu füttern. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer in einem Nationalpark beträgt 20 min. Im Durchschnitt! Da es ja durchaus ein paar ernsthafte Wanderer gibt, die Stunden oder Tage zubringen, muss der Großteil der Touristen den Parkbesuch in maximal fünf Minuten abarbeiten. Rein, zum ersten Aussichtspunkt, Foto machen, abhaken: dagewesen. Viele ältere Ranger sind aber ein wahrer Wissensquell. Und so marschieren wir mit mindestens einem Wochenprogramm aus dem Büro. Wir haben sogar die Erlaubnis erhalten, auf den Wanderparkplätzen zu übernachten, was offiziell nicht gestattet ist.

Wir machen uns sofort an die Arbeit und fahren zu den Toadstools, die auf dem Gebiet von Grand Staircase – Escalante liegen. Hoodoos gibt es in verschiedenen Formen, wobei immer eine weichere Steinsäule von einer härteren Deckschicht vor Erosion geschützt wird. In diesem Fall wird der fragile Sandstein von einer dunklen schroffen Platte bedeckt. Mit etwas Glück bleibt die Deckscheibe auf der dahinschrumpfenden Säule liegen, was ihnen den treffenden Namen Toadstools – Giftpilze, eingebracht hat. Leider klappt das mit dem Liegenbleiben nicht immer und der Deckel fällt ab und zerschellt – es liegen ganze Trümmerfelder zwischen geschmolzenen Sandhaufen. Zu meinem Entzücken gibt es die Schwammerl erst in rot und dann in weiß, auch wenn letztere nicht einfach zu finden sind. Die Infobroschüre enthält in diesem Fall keine Wegbeschreibung, die Karte ist grob, und andere menschliche Fußabdrücke (die Katzenpfoten der hier anscheinend zahlreichen Luchse helfen nicht) führen suchend in alle Richtungen. Aus diesem Grund, aber auch um genügend Zeit für Fotos und Staunen zu haben, sollte man zwei Stunden für die nur fünf Kilometer lange Wanderung einplanen.

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