Zion National Park, Utah – Der himmlische Ort

Zum Mittagessen sind wir mit Jaye verabredet, einer Freundin von Malcolm. Sie wohnt in Springdale, dem Dorf am Südeingang des Zion Nationalparks. Wir schließen spontan Freundschaft und sie lädt uns alle in ihr Auto ein. Zwischen November und März darf man mit eigenem Fahrzeug in den Zion National Park einfahren, in den übrigen Monaten ist man auf den kostenlosen Shuttlebusservice angewiesen. Zion ist, wie viele andere Parks auch, ein Canyon bzw. mehrere Seitenschluchten, die ein kleiner Fluss und seine Nebenarme im Sandstein und Lavabasalt geschaffen haben. Mit dem Unterschied, dass die meisten Besucher von Westen kommend erst einmal unten im Canyon stehen. Will man den Park aus anderen Perspektiven sehen, fährt man beispielsweise den Hwy # 9 in Richtung Osteingang die Canyonwände hoch und durch zwei Tunnel hindurch auf die obere Ebene. Auf dem Weg nach oben kann man z.B. Bridge Mountain sehen, einen roten Berg, aus dem große Platten bogenförmig herausgebrochen sind. Kurz vor dem Parkausgang steht die Checkerboard Mesa, eine helle abgeflachte versteinerte Sanddüne, die über 2000 m hoch ist und ein schachbrettartiges Erosionsmuster aufweist.

Überhaupt ist das Hauptkriterium, das Zion National Park auszeichnet und ihn von anderen Parks unterscheidet, seine Vielfalt. Wanderwege gibt es reichlich, und viele von ihnen führen erfreulicherweise von unten nach oben und wieder runter, im Gegensatz zu den anderen Canyonparks. Die berühmteste Route geht zu Angels Landing, einem Aussichtspunkt auf einer natürlichen Plattform, zu erreichen nur für Schwindelfreie über einen sehr schmalen Grat, mit Ketten gesichert und mit mehrere hundert Meter tiefen Steilwänden zu beiden Seiten. Mit ebenfalls schöner Aussicht und herausforderndem, aber nicht ganz so spektakulärem Aufstieg punktet Observation Point. Beide Wanderungen sind mehrstündig, anstrengend und erfordern Trittsicherheit. Und beide, vor allem letzterer, sind so eisbedeckt, dass die Wanderung derzeit nicht ungefährlich wäre.

Für heute gehen wir es langsam an und fahren auf dem Scenic Drive in den Hauptcanyon. Petroglyphen und andere Relikte wie die Graneries genannten Getreidespeicher weisen auf frühe Besiedelung durch Anasazi und Paiute-Indianer hin. 1847 flüchteten sich Mormonen vor religiöser Verfolgung in den Vereinigten Staaten in das damals mexikanische Tal und nannten es Zion, ihre Bezeichnung für Gott bzw. den himmlischen Ort. Bereits 1909 wurde ein Teil des Canyons, nun auf US-Territorium, zum Mukuntuweap National Monument ernannt, einer alten indianischen Bezeichnung folgend, aber nur Jahre später auf Proteste der Mormonen hin wieder in Zion umbenannt.

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