Overton, Nevada – Polizeiliche Unterstützung

Zum Frühstück sind wir in einem Restaurant mit Harold und seiner Frau verabredet. Harold ist ein anderer Freund von Malcolm, mit dem wir schon Thanksgiving zusammen verbracht haben. Harold hat sich in der Zwischenzeit frühpensionieren lassen und ist seiner Frau nach Cedar City gefolgt, wo sie an der Universität Kunst unterrichtet. Sie hoffen, ihr neues Haus in wenigen Tagen fertig zu stellen und einziehen zu können.

Wir hingegen machen uns auf Hwy # 319 auf nach Panaca in Nevada und kehren damit Utah und seiner roten Steinwunderwelt endgültig den Rücken. Bei Panaca ist der Cathedral Gorge State Park einen Besuch wert (7 $ Eintritt pro Fahrzeug, Jahrespass nicht anerkannt). Regen hat den extrem weichen graubraunen Sandstein des Kliffs zu unzähligen Spitzen und Türmchen ausgewaschen. Mit ein wenig Fantasie kann man sich die Formationen als Kathedralen vorstellen, woher der Park seinen Namen hat. Mit jedem Regen ändert er sein aussehen, wenn ein Teil des Gesteins weggespült wird. Zwischen den Türmen gibt es enge höhlenartige Auswaschungen mit meterhohen Wänden.

Nur ein paar Meilen weiter, aber etliche Meter höher und damit kühler liegt das historische Silberminenstädtchen Pioche. Für Fotografen gibt es vielfältige Fotomotive vergangener Minenaktivitäten und -gerätschaften, darunter eine gut erhaltene Drahtseilbahn. Die mit Silbererz gefüllten Loren bewegten sich zwischen 1920 und 1930 größtenteils durch Schwerkraft bergab und beförderten Gegenzug die leeren Loren hangaufwärts.

Da das Eintrittsgeld am heutigen Tag für alle State Parks der Umgebung gilt, statten wir dem Echo Canyon einen Besuch ab. Der kleine Stausee wird vor allem von Anglern genutzt. Hübsch ist seine Lage zwischen den Canyonwänden, wo auch die Straße lang führt. Genau am Fuß des nur aus Erde und Steinen bestehenden Damms steht ein Wohnhaus. Die Bewohner müssen außerordentlich gute Nerven oder Gottvertrauen besitzen.

Hwy # 93 bringt uns nach Süden. Nachdem wir bei Caliente die sanften, immerhin noch knapp 2000 m hohen Delamar Mountains überquert haben, fahren wir mal wieder in eine andere Welt. Zwischen diesem Höhenzug und der gegenüberliegenden Pahroc Range öffnet sich ein riesiges, weitläufiges Tal: das Delamar Valley zur Linken und das Dry Lake Valley zur Rechten. Außer dem endlosen Buschwerk wachsen hier einen Meter hohe Kakteen und übermannsgroße Joshua Trees, auf Deutsch Josuabaum oder Josua Palmlilie, dazwischen liegt Sand. Definitiv Schlangenland – ob die noch Winterschlaf halten? Wir fahren in endlos gerader Linie nur noch bergab. Schon bald befinden wir uns unterhalb von 1000 m Höhe, so tief waren wir seit Monaten (!) nicht mehr. Schließlich landen wir in einem Nest namens Overton am Hwy # 168 in der Nähe von Las Vegas auf nur noch 460 m. Kann man einen Sauerstoffschock erleiden?

An einer Tankstelle kommt der stattliche, der Las Vegas Police angehörende Dorfpolizist mit einem ebenso stattlichen Pick-up gefahren. Er stellt einem Fahrer einen Strafzettel aus, der sich daraufhin mehrfach bedankt. Ja, die Sitten sind schon eigen hier. Anschließend erregen wir seine Aufmerksamkeit – aber nur zum Quatschen. Während seiner Armeezeit war er eine Weile in Deutschland stationiert gewesen. Ich denke, der Mann muss sich ja in der Gegend auskennen und frage ihn nach Little Finland. Er kennt es und schenkt mir schließlich seine topografische Detailkarte des Areals. Wenn mein Freund und Helfer schon so vor mir steht, frage ich ihn auch noch nach den Poverty Flats oder Poverty Hills, den Armutshügeln. Die sind nur ein paar Meilen südlich, erfahren wir, und Camper dürfen auf dem gesamten Areal kostenlos parken. Ein paar sind schon da, aber man kann problemlos 100 m Abstand zum Nachbarn und seinem ratternden Generator halten.

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