Overton, Nevada – Auf dem Armutshügel

Am Morgen sehen wir uns das ganze Areal erst mal bei Tageslicht an. Die Poverty Flats sind ein großes Plateau mit grobkiesigem, relativ ebenem Grund. Verstreut stehen Campingmobile oder Anhänger. Manche haben es sich gemütlich eingerichtet mit Boot oder Motorrad, Generator und Satellitenschüssel. Wohlmeinende Pflanzenfreunde haben aus Steinen Schutzwälle um die vereinzelt wachsenden Büsche gebaut.

Es scheinen drei Sorten vom Campern hier zu stehen: Solche wie wir, die nur mal ein, zwei Nächte auf der Durchreise bleiben. Die andere sind Snowbirds, Bewohner nördlicherer Staaten oder gar Kanada, die für eine Weile dem Winter entfliehen wollen. Die dritte Gruppe besteht aus Dauerbewohnern. Das sind Rentner, denen das Geld für eine Wohnung fehlt oder die es lieber anders anlegen und auf dem kostenlosen Campingareal wohnen; Menschen ohne festen Wohnsitz oder Empfänger staatlicher Wohlfahrt, wie sie oft auch auf Wal-Mart -Parkplätzen herumlungern. Seit der Immobilienkrise 2008 gibt es verstärkt Leute, die ihr Haus verloren haben und aus Kostengründen in einem Camper oder Wohnwagen leben. Allen gemeinsam ist, dass sie im Warmen sein wollen, zumindest während des Winters, und kein Geld für einen Campingplatz investieren wollen. Es gibt auch andere solcher Plätze, z.B. in Arizona. Geduldet wird das vielleicht, weil es dem Einzelhandel der Gemeinden dennoch Umsatz bringt.

Der Himmel bewölkt sich mehr und mehr, es sieht nach Regen aus. Wir beschließen, einen Bürotag einzulegen. Von den anderen Bewohnern ist den ganzen Tag nichts zu sehen. Was machen die nur? Fernsehen? Nur frühmorgens und spätabends führen sie ihre Pinscher Gassi. Nur wenige trauen sich im Laufe des Tages, den „Neuling“ mit dem martialischen Aussehen näher unter die Lupe zu nehmen.

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