Las Vegas, Nevada – Der Sündenpfuhl

Bei Tageslicht betrachtet sieht die Stadt des Glücksspiels weit weniger edel und glamourös aus als bei Nacht. Vor ein paar Jahren waren wir schon einmal in Las Vegas gewesen, allerdings nur in der Dunkelheit und nur im Hotelbereich. Heute Vormittag gehen wir zum ersten Mal einkaufen. Der Costco ist der kleinste, den wir bisher gesehen haben, mit äußerst begrenzter Auswahl. Die Wal-Marts wirken schmuddelig, wie weite Teile der Stadt, die anderen Märkte sind nicht wesentlich besser.

Der Parkplatz hinter dem Bally’s Hotel ist ein Geheimtipp unter Campern. Auf dem weitläufigen Gelände, die Zufahrt erfolgt von der Flamingo Road, akzeptiert man Wohnmobile in der Hoffnung auf weitere Glücksspieler und man ist nur einem Block vom Las Vegas Boulevard, dem sogenannten Strip, entfernt. Wir laufen eine Runde zwischen den Hotels. Am Bellagio wurden beeindruckende Wasserspiele zu Musik komponiert, im New York – New York sind Freiheitsstatue und die Straßen von Manhattan nachgebildet und im Paris gibt es sowohl einen Eiffelturm in halber Größe wie einen Triumphbogen. Andere der Gigantenhotels erübrigen den Besuch von Venedig oder gar Ägypten.

Neu dagegen und bei unserem letzten Aufenthalt noch nicht fertig gestellt ist das CityCenter. Das 8,5 Mrd. Dollar schwere und damit teuerste privat finanzierte Bauprojekt aller Zeiten in den USA umfasst insgesamt sechs riesige Gebäude, neben Hotelcasinos auch Luxusappartements und eine Edel-Shoppingmall. Da die Immobilienkrise von 2008 noch vor der Fertigstellung des Komplexes dazwischen funkte, musste der Inhaber MGM eines seiner anderen Hotels veräußern. Am Ende aber haben sie es geschafft, die erste ökologische Anlage in Las Vegas fertig zu stellen. Es gibt ein eigenes energieeffizientes Kraftwerk, überschüssige Hitze wird zur Warmwassergewinnung genutzt und die hoteleigene Limousinenflotte fährt mit Erdgas. 80 % des Schutts des an dieser Stelle abgerissenen Boardwalk Hotels wurden für den Neubau wiederverwendet und die alten Badezimmereinrichtungen wurden in nicht mehr gebrauchte Vorhänge und Teppiche gepackt und in Entwicklungsländer geschickt. Es bleibt zu hoffen, dass einer der „grünsten“ Hotelkomplexe der Welt Maßstäbe setzt in einer Stadt der Verschwendung, wo man sich nicht zu schade ist, Außenterrassen im Winter zu beheizen und im Sommer zu klimatisieren. Vorerst aber senkt sich gnädige Dunkelheit über die bei Tageslicht teils ein wenig abgetakelten älteren Gebäude.

Zur Dinnertime hat man in Las Vegas ernorme Auswahl, aber nicht immer ist es günstig. Ein echter Insidertipp ist das Ellis Island Casino, das gleich hinter dem Bally’s und dem Camperparkplatz steht und das sogar eine eigene kleine Brauerei, Micro Brewery heißt das hier, besitzt. Sechs verschiedene Biersorten werden offeriert, der knappe halbe Liter für 1,75 $ inkl. Steuer. Das Essen ist genauso günstig, der Kracher aber ist das magere 300 g Rinderlendensteak mit Gemüse und Kartoffelbeilage nach Wahl, Vorspeisensalat oder Suppe und einem Glas Bier für 7,99 $. Die halbe Stunde Wartezeit bis man dran ist kann man sich ja schon mal mit einem Bierchen vertreiben. Nur wer anschließend noch richtig hungrig ist, sollte sich an den Desserts versuchen. Der Cheesecake mit Fruchtsoße für 3,99 $ ersetzt eine Hauptmahlzeit und deckt den Zuckerbedarf für eine ganze Woche.

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