Death Valley NP, Kalifornien – Das Geheimnis der wandernden Steine

6:30 Uhr, 0° C: Sobald die Sonne hochsteigt, wärmt sich die Luft rasch auf, aber die Racetrack Playa lässt sich am besten bei tief stehender Sonne fotografieren. Dies ist wohl der seltsamste und geheimnisträchtigste Ort in ganz Death Valley. Hier bewegen sich Steine auf mysteriöse Weise, angetrieben von einer unbekannten Kraft, und niemand hat es je beobachtet. Und doch weiß man, dass es so ist. Die Spuren sind eindeutig, und es gibt Messungen.

Die Racetrack Playa ist der Boden eines ausgetrockneten Sees zwischen zwei Bergketten. Am Südende der perfekten Ebene bröckeln Steine von den Cottonwood Mountains ab und bewegen sich dann Schleifspuren hinterlassend über das Bett. Die bis zu 50 kg schweren Brocken rollen jedoch nicht, sondern rutschen oder gleiten aufgrund ihrer kantigen Form. Es scheint eine Hauptbewegungsrichtung zu geben, der jedoch nicht alle Steine nicht immer folgen. Manche legen sich in Kurven, schlagen Haken, bewegen sich im Zick-Zack, im Kreis oder kehren einfach um. Dass Wind eine entscheidende Rolle als treibende Kraft spielt, scheint unter Wissenschaftlern unumstritten zu sein. Allerdings vermutlich in Sturmstärke und nicht als alleiniger Faktor. Viele Forscher glauben, dass Regen den Boden in eine schmierseifenartige Rutschbahn verwandelt. Widerlegt dagegen scheint die Theorie, dass Eis und Schnee als Schmiermittel eine Rolle spielen. Völlig ungeklärt ist, warum sich, falls die Windthese zutrifft, manche Steine bewegen und andere nicht bzw. wie sie in unterschiedliche Richtungen wandern können.

Die Spuren im meist hexagonal geborstenen Seeboden sind deutlich zu sehen. Die größte Anzahl wandernder Steine findet man, wenn man vom zweiten, südlichen Parkplatz aus zu den Bergen auf der gegenüberliegenden Seite der Ebene läuft. Die klare Luft der Wüste täuscht gewaltig: Es sieht aus wie ein paar Schritte, dann sind es aber doch zwei bis drei Kilometer.

Zum Glück entdecke ich ihn, bevor mich der der Überschallknall erschreckt: Ein militärischer Deltaflieger saust im Tiefflug über die Ebene, dreht um, und rast im Tal auf halber Höhe der Berge wieder raus. Die ganze Gegend wird militärisch genutzt. Bei Las Vegas steht die Nellis Air Force Base, daneben befindet sich die Nevada Test and Training Range und Death Valley National Park grenzt in weiten Bereichen an das China Lake Naval Weapons Center, wo reichlich Waffentests und -übungen stattfinden. Ob das Überschallflugzeug in den Nationalpark darf, ist dahingestellt, aber ein schöner Ausflug für den Piloten.

Auf dem Rückweg halten wir noch einmal an der Teakettle Junction. Humorvolle Reisende haben über die Jahre hin die unterschiedlichsten Teekessel am Kreuzungsschild aufgehängt – ein echter Hingucker. Nicht lange nachdem wir die Wellblechpiste verlassen haben, zeigt unser Tachometer nichts mehr an. Später werden wir feststellen, dass die Tachowelle gebrochen ist. Die berüchtigte Strecke hat zwar unseren Reifen nichts angehabt, aber einer 24 Jahre alten Welle den Rest gegeben.

Kurz vor Stovepipe Wells, der einzigen Ansiedlung im Park mit Supermarkt, Tankstelle (der höchste Preis, denn wir je sahen!), Hotels und Campingplatz, sieht man 30 m hohe gelbe Sanddünen (Mesquite Flat Sand Dunes), auf die man hochklettern darf. Ein paar Meilen westlich befindet sich der Mosaic Canyon. Hier hat sich Wasser eine gewundene Schlucht durch Marmorgestein gebahnt und es glatt poliert. Der Marmor ist größtenteils gelb, beige, weiß und grau gemustert, an manchen Stellen auch hell- oder dunkelgrau mit den typischen weißen streifen- oder karoförmigen Einschlüssen. Die schönsten Wände befinden sich im unteren Teil, aber man kann etwa drei Kilometer bis zum Ende laufen.

Einen weniger populären, aber weit besseren Ausblick ins Death Valley als Dantes View bietet Aguereberry Point auf fast 2000 m Höhe. Die Schotterpiste dahin ist eng, einspurig und kurvig, aber problemlos. Von oben kann man die Sanddünen, die Oase Furnace Creek sowie das Badwater Basin überblicken (Fotos am Nachmittag!). Für die Nacht fahren wir auf den Wildrose Campground, der sogar Trinkwasser und Plumpsklos bietet und trotzdem nichts kostet.

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