Reno, Nevada – Zwei Besuche, drei Stunden und vier Verkäufer später: Lissy bekommt Gesellschaft

In Reno angekommen decken wir uns mit Lebensmitteln, vor allem aber mit Diesel und Bier ein. In Kalifornien ist alles teurer. Wir haben beschlossen, unsere gebrochene Tachowelle vorerst nicht zu ersetzen, außerdem dauert die Ersatzteilbeschaffung zu lange. Alternativ wollen wir uns ein zweites Navigationssystem zulegen, das eine plakative Geschwindigkeitsanzeige besitzen und im Sichtbereich des Fahrers angebracht werden soll. Nehmen wir eine andere Marke als das bereits in unserem Besitz befindliche Tomtom namens Lissy haben wir vielleicht sogar den Vorteil, anderes Kartenmaterial vor allem für abgelegene Gebiete zu erhalten als wir bereits besitzen.

Wir versuchen unser Glück in einem Elektronikmarkt. Es wird uns zwei Besuche und drei Stunden kosten, ein neues Navigationsgerät zu erstehen. In der gleichen Zeit verschleißen wir vier Verkäufer. Die lächeln vielleicht etwas freundlicher als bei uns zu Hause, sind aber nicht kompetenter. Fragen, die hinausgehen über „Was kostet dieses Gerät?“ oder „Welche Farbe ist hübscher?“ werden meist mit einem Lächeln quittiert und resultieren im spurlosen Verschwinden des Verkäufers. Die Frage „Kann man dieses Gerät nur mit zwölf Volt oder auch mit 24 V betreiben?“ wird als Zumutung betrachtet und man wird vom Angestellten auf seinen Geisteszustand hin taxiert. 24 V – wo gibt’s denn so was. Die hilfreiche Antwort lautet: „Ja, man kann es mit zwölf Volt betreiben.“ Die Bitte, eine Packung zu öffnen, da dem Stecker im Normalfall zu entnehmen ist, mit welchen Stromspannungen das Ladekabel operiert, wird freundlich ignoriert.

Auf die Frage, welches Kartenmaterial für das Garmin-Gerät erhältlich ist, heißt es erst mal: „Da sind die USA drauf.“ Mein Insistieren bringt Verkäufer Nummer drei (Typ: junger hektischer Computerfreak) dazu, wild aber oberflächlich im Internet zu surfen und festzustellen, dass eine Weltkarte erhältlich ist. Bevor ich Details erfahre, ist die Seite schon wieder zu. Auf erneutes Drängen hin erfahre ich: „Ja, man kann aus dem Internet Karten herunterladen.“ Nein, so was. Da wäre ich von alleine nicht drauf gekommen. Nee Jungs, ihr kriegt mich nicht aus der Ruhe. Ich kann auch lächeln und die Frage fünf Mal wiederholen. Wo ist Verkäufer Nummer vier?

Da kommt sie, und wir haben endlich Glück. Sie ist aus einer anderen Abteilung und hat so gar keine Ahnung, was von echtem Vorteil ist. Sie ist bereit, im Internet nochmals nach der Weltkarte zu schauen und öffnet sogar einen Karton, damit wir einen Blick auf den Stecker werfen können. Natürlich arbeitet das Teil auch mit 24 V. Verwirrung gibt es nur nochmals, als sich herausstellt, dass das Gerät aus dem Angebot mit Zusatzleistungen nicht im Regal steht, sondern weggeschlossen ist (damit man es nicht finden kann?). Aber wen stört es schon, nochmals von der Kasse zurück zur Verkäuferin (Nr. 4) zu laufen und wieder zur Kasse? Das mach ich doch mit einem Lächeln…

Der Abend wird dann noch wahrhaftig lustig. Chas und seine Frau Vanessa haben uns zum Essen in ein lokales Restaurant eingeladen. Chas hatte unsere Website schon vor Monaten entdeckt und war seitdem in Kontakt mit uns. Er kommt mit seinem Unimog 1250 Doka von 1991 auf den Parkplatz vor dem Restaurant gefahren. Zusammen erregen wir doppelt so viel Aufmerksamkeit als sonst. Eine alte Mercedes S-Klasse von 1984 fährt auf den Hof. Es entsteigt ein sehr dicker, aber unglaublich aufgeweckter und sympathischer Mann. „Was geht hier vor?“, fragt er. „Ist das ein geheimes Mercedes-Treffen?“ Ja, es wird ein lustiger Abend.

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