Jenner, Kalifornien – Schon wieder Verbrechersuche

Wir wollen die Küste in Richtung Norden erkunden, solange Scott mit dem Anlasser beschäftigt ist. Unser Weg führt durch Napa Valley, das wichtigste Weinanbaugebiet Kaliforniens. Zugegeben: Ich liebe Wein und ich mag Weinkellereien, auch wenn ich kein ausgesprochener Anhänger kalifornischer Reben bin, aber das hier ist der Albtraum. Auf der einzigen Durchgangsstraße kriecht der Verkehr im Schneckentempo, auf den Parkplätzen vor den Weinkellern drängen sich dutzende, manchmal weit mehr als 100 Autos, in den Gärten der Wineries versammeln sich volksfestartige Mengen zum Essen und Trinken, und Schlangen bis aus den Gebäuden hinaus bilden sich an den Weinproben. Vielleicht ist das Wochenende nicht ganz der ideale Zeitpunkt für einen Besuch im Napa Valley. Flucht ist die einzige Lösung, nur geht das nicht so schnell.

Über schmale Nebenstraßen und viele Berge kämpfen wir uns durch bis zum Meer. Auf dem legendären Highway Number One reisen wir langsam weiter. Die Straße windet sich in zahlreichen Serpentinen hinauf und hinunter. Von den Klippen hat man immer wieder grandiose Ausblicke auf den mächtigen Pazifischen Ozean, der so scheinbar ruhig daliegt und sich doch in tosenden Wellen an vorgelagerten Felsen und Kliffs bricht. Wir beobachten an einer geschützten Flussmündung Seehunde, die scheinbar spielerisch im Wasser umher gleiten. Immer mal wieder taucht der Blas eines Wals auf. Am Straßenrand wachsen exotische weiße Calla-Blumen. Zum Abend hin finden wir einen Schotterplatz neben der Straße, der groß genug ist, ruhig zu stehen. Wir holen Kameras und Fernglas heraus, um auf den Sonnenuntergang zu warten.

Zwei Sheriffautos hintereinander rasen an uns vorbei. Wenig später kreist der Sheriffhubschrauber über und unter uns, immer und immer wieder, genau über dem Gebiet, wo wir stehen. Als es dunkler wird, schaltet er seine Suchscheinwerfer ein. Hundestaffeln bellen, wir hören Megaphondurchsagen. Erst kurz vor dem Verschwinden des allerletzten Tageslichts dreht der Helikopter ab. Wir werden ein mulmiges Gefühl nicht los und entschließen uns, trotz der Dunkelheit weiter zu fahren. Schon hinter der nächsten Kurve steht das Polizeiaufgebot. Wir halten kurz an, um die Lage zu checken, da wir ja eigentlich über Nacht bleiben wollten. „Da oben geht etwas vor sich“, meint der sehr nette Officer und deutet den Hang hoch, ohne mehr sagen zu können, wollen oder dürfen. Er bestätigt, dass es auf jeden Fall besser ist, das Gebiet zu verlassen. Vorsichtshalber legen wir ein gutes Stück zurück, doch das dauert, denn es ist stockfinster und eine Haarnadelkurve reiht sich an die nächste. Wir sind froh, spät am Abend einen geräumigen Platz neben der Straße zu finden, wo sich schon ein Pick-up-Caravan postiert hat. Wir gesellen uns dazu.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.