Eureka, Kalifornien – Hello Mary-Lou aus Männerkehlen

Der angekündigte Regen hat uns an unserem Nachtstellplatz oberhalb der Klippen schon bald eingeholt. Leider hat sich auch ein stürmischer Wind aufgemacht, der uns, obwohl wir in Längsrichtung zum Sturm stehen, immer wieder durchschüttelt. Am Morgen verlassen wir die Lost Coast und folgen dabei weiter der Mattole Road. Vom vielen Schalten und Kurbeln am Lenkrad kann man hier dicke Arme bekommen.

Die eher unattraktive Stadt Eureka bildet das Zentrum der hiesigen Forstindustrie. Wir werden mehrfach angesprochen von Leuten, die schon einmal in Deutschland waren, deutsche Wurzeln haben oder sogar ein paar Worte deutsch sprechen. Dass der eine oder andere der Meinung ist, man solle die Redwood Forests fällen und nutzen wie ein Getreidefeld, mag erst einmal erschrecken. Zumal wenn es noch heißt, dass es nicht schlimm wäre, wenn es 1000 Jahre dauere, bis sie nachwachsen. (Die Frage lautet wohl eher, ob sie es überhaupt tun würden.) Die Menschen der Stadt leben jedoch vom Holz fällen und verarbeiten und fürchten vielleicht schlicht Arbeitslosigkeit. Und durch besondere Weitsicht scheint sich die menschliche Rasse im Allgemeinen ja nicht auszuzeichnen.

Wir sind mit unseren Erledigungen fertig und wollen eigentlich weiterfahren, kommen aber nicht weit. Doyle, ebenfalls mit deutschen Wurzeln, hält uns an und lädt uns in ein Cafe ein. Er bietet uns an, bei ihm über Nacht zu stehen, er lebt in einem Wohnwagen und hat Platz auf dem Grundstück. Trotz strömenden Regens grillen wir Steaks im Freien. Doyle singt in einem 30 Mann starken a cappella Männerchor Barbershop-Musik. Wir dürfen bei der Probe zuhören, aber viel mehr als das eher moderne „Hello, Mary-Lou“ aus den 50ern erkennen wir nicht, aber es ist schöner, anspruchsvoller Harmoniegesang. Dann setzen wir uns wieder bei Doyle in den Garten unters Vordach bis spät in die Nacht.

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