Morro Bay, Kalifornien – Das putzige Treiben der Seeotter

Morro Rock ist nicht nur das Wahrzeichen der Bucht und des Ortes mit dem Namen Morro Bay. Der 176 m hohe, weithin sichtbare kegelförmige Fels markiert auch den Beginn Südkaliforniens. In der von einer Sandbank geschützten, nur über einen Kanal mit dem Meer verbunden Bucht pausieren die auch in Kalifornien seltenen Seeotter. Die kleinsten und vermutlich possierlichsten aller Meeressäuger hängen einfach ab, und selbst dabei gelingt es ihnen noch, allerliebst auszusehen. Sie liegen auf dem Rücken, das pelzige runde Köpfchen mit den Knopfaugen ruht auf dem Bauch, genau wie die gefalteten Vorderpfoten. Auch die Hinterflossen werden möglichst aus dem Wasser gehalten. Das größte Tier der Gruppe ist munter. Es dreht eine Seitwärtsrolle nach der anderen und wickelt sich dabei in Seetang ein. Den Kelp benutzen die Tiere als Anker, damit sie beim Schlafen nicht abtreiben. Die Fellpflege ist intensiv: Der Otter „kratzt“ sich, wäscht sich den Kopf, putzt seine Füße. Das Schauspiel wird höchstens übertroffen von einer Mutter, die mit ihrem Baby herein schwimmt. Sie schlägt Rollen, Purzelbäume und dreht Pirouetten, und das Junge macht ihr geflissentlich alles nach.

Während wir die Otter beobachten, versucht ein Erdhörnchen, meine Jeans zu fressen. Das ist nicht weiter schlimm, denn die muss eh bald ausgemustert werden. Als der Ziesel dann versucht, mit seinen spitzen Zähnen gezielt die Saumnaht aufzutrennen, wird es mir doch zu bunt und ich versuche ihn zu verscheuchen – mit mäßigem Erfolg. Um mich herum in den Steinen am Ufer wuselt es nur so vor eigentlich niedlichen Hörnchen. Wenn es aber zu viele werden, bekommt man fast den Eindruck, in einen Hitchcock-Thriller geraten zu sein.

Nebenan hat ein Kanadareiher einen riesigen Fisch gefangen. Diese Reiherart wird über 1,20 m groß und besitzt einen beeindruckenden Schnabel, aber diese Beute ist locker 25 cm lang. Der Vogel hält den Fisch minutenlang dekorativ im Schnabel, bis er zu dem Schluss kommt, ihn zu verschmähen und freizulassen. Da waren wohl die Augen größer als der Mund oder der Fisch größer als der Schlund.

Im Montana des Oro State Park in Los Osos machen wir noch unsere tägliche Wanderung hinaus ans Meer, wo heute unglaublich viele Wale vorbeiziehen, bevor wir uns abends bei John und Virginia treffen. Das sind Freunde von Camille, die wir beim Wandern in Utah getroffen haben und die wir in wenigen Tagen besuchen werden. Die beiden bieten geführte Kajak- und Fahrradtouren an und päppeln nebenbei Wildtiere auf, die ihnen zugeteilt werden – von Hirschen über Pumas so ziemlich alles. Im Moment leben hier zwei lustige Opossums, die als wahrhaftige Allesfresser nicht schwer zu pflegen sind.

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