Pismo Beach, Kalifornien – Der große Sandspielkasten

Trader Joe’s hat eine Erwähnung verdient unter all konkurrierenden Supermärkten. Das ist der amerikanische Aldi, d.h. die Aldi-Stiftung ist Inhaberin von Trader Joe’s. Sein Konzept unterscheidet sich wohltuend von dem amerikanischer Ketten, hat aber wenig mit dem deutschen Billig-Discounter gemein. Das Sortiment ist unamerikanisch klein, es gibt völlig verschiedene Artikel als in den sich ähnelnden anderen Supermärkten, oft steht nur die Eigenmarke im Regal, dafür zu günstigen Preisen. Es gibt zahlreiche Feinkostspezialitäten und es wird viel auf europäische Waren gesetzt. Das Käseregal ist ein Traum, günstiger als anderswo, aber Importlebensmittel sind nie ein Schnäppchen. Das Brot gilt als Geheimtipp, Milchprodukte entsprechen ansatzweise europäischen Ansprüchen und sind ausnehmend günstig. (Unschlagbar die Milch: bester Preis bisher mit 99 ct für einen knappen Liter.) allerdings variieren die Trader Joe’s Preise je nach Standort. Für den eher kleinen Laden nimmt die Alkoholabteilung, insbesondere der Wein, erstaunlich viel Raum ein. Auch hier: gute Preise, es gibt helles und dunkles Weizenbier als Import oder sogar als günstigere Eigenmarke. Besonders auffällig ist die Auswahl an Biowaren, an der Kasse werden nur Papiertüten verteilt (eine Ausnahme im Plastikland). Die Einrichtung soll das Image unterstreichen und altmodisch-europäisch wirken oder jedenfalls so, wie sich ein Amerikaner European Style vorstellt: Alle Regale sind rustikal aus Holz, was den Bio-Touch unterstreicht. An der Kasse gibt es keine Laufbänder, sondern die in Hawaiihemden gekleideten Kassierer müssen die Waren aus dem Einkaufswagen altmodisch auf eine Ablage stapeln – eine moderne Scannerkasse ist es dennoch. Die altehrwürdige Wirtschaftszeitung Handelsblatt bringt Trader Joe’s auf den Punkt: „Die Produktauswahl ist begrenzt – eine Mischung aus ein bisschen Öko, ein bisschen Gourmet und ein bisschen Discount. Kurzum alles, was der standesbewusste, linksliberale Amerikaner braucht.“ (Tobias Moerschen: Handelsblatt.com: Trader Joe’s: Aldi für Ökos und Intellektuelle 13. Juni 2006).

Der Rest des Tages gehört Pismo Beach. Auf Höhe des North Beach Campgrounds gibt es eine große Kolonie Monarchfalter, die in den Eukalyptusbäumen überwintert. Pismo Beach ist der einzige Strand an der gesamten Westküste, wo man mit dem Fahrzeug an den Strand und sogar campen darf. An der Zufahrt zur Oceano Dunes State Vehicular Recreation Area zahlt man 5 $ Tageseintritt oder 10 $ für zwei Tage, was die Übernachtung einschließt. Dann kann man (mit Allradfahrzeugen) mehrere Kilometer am festen breiten Strand entlang fahren und ebenso durch die ausgedehnten weichen Dünen. Meine Heldentat für heute besteht darin, Arminius kurzfristig – wenn auch nicht tief – an einer Düne zu versenken. Immerhin versammle ich auf diese Art ein paar Zuschauer.

Im hinteren Bereich des Strandes stellt man sich einfach weit genug (Flut!) von der Wasserlinie entfernt irgendwohin und campt. Ein alter Dodge Militär-Ambulanzwagen aus der 40er Jahren tuckert vorbei. Man kann am Strand spazieren gehen, Muscheln und Sanddollar sammeln oder Vögel beobachten. Sanddollar sind stachellose Verwandte der Seeigel mit dem Aussehen flacher Scheiben, die in lustigen Schleifen über den Strand kriechen. Die Skelette der toten Exemplare zeigen auf der Oberseite ein wunderschönes Muster, darunter das fünffache Blütenblatt ihrer ehemaligen Atmungsorgane. Winzig kleine Seeregenpfeifer rasen wie Derwische in irrwitziger Geschwindigkeit an der Wasserlinie entlang. Sie halten höchstens an, um eine Strandkrabbe umzudrehen und aufzupicken. Mit ihrer auffälligen Renn-Stopp-Technik jagen sie Insekten und Wirbellose. Ein junger Ranger schenkt uns eine große Venusmuschelschale, die er aus einem gesperrten Bereich bringt. Das sollte er zwar nicht tun, dachte aber, wir freuen uns. Tun wir! Das Ganze bringt Riesenspaß, und wir sind auch noch fast alleine hier.

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