Santa Maria, Kalifornien – Gestörte Nachtruhe

Auf dem Weg zum Strandausgang müssen wir erneut einen Bach durchqueren. Nur dass der heute vielmehr Wasser führt als gestern. Er sieht tief aus, und auf der Wasseroberfläche kräuseln sich schon Wellen. Die Flut liegt nicht lange zurück und drückt noch in die Flussmündung hinein. Der nächtliche Regen hat den Bach zusätzlich anschwellen lassen. An beiden Uferseiten stehen mehrere Fahrzeuge, darunter auch vier Ranger-Pick-ups. Die Fahrer tun so, als wären sie schwer beschäftigt: Sie essen Pausenbrote oder beobachten die Gegend, scheinbar uninteressiert am Fluss. Jörg sieht sich das Gewässer kurz an und fährt einfach los. Als wir ohne Probleme durch sind, setzt urplötzlich reger Verkehr ein und alle überqueren den Bach. Die haben wohl nur auf den ersten Deppen gewartet, der sich traut, den Fluss zu durchfahren.

Will man sich in den Staaten Freunde oder zumindest nicht unnötig Feinde schaffen, sollte man stets positiv sein. Der gemeine Amerikaner liebt seine Heimat und ist überzeugt, dass es das schönste Land der Welt ist und dass sie das beste System haben. Nichts wird ihn vom Gegenteil überzeugen, warum also Energie darauf verschwenden? Nachdem ich den netten Kassierer überzeugt habe, dass ich, selbst wenn ich wollte, keine Wal-Mart-Kreditkarte bekommen würde, da wir Reisende sind, und nicht mal amerikanische, fragt er, ob es denn in unserem Land keine Wal-Marts gebe. Der Verkäufer ist überdurchschnittlich gebildet, denn als ich andeute, dass es eine zeitlang Wal-Marts gegeben habe, diese aber nicht erfolgreich waren, weiß er sofort, dass wir aus Deutschland sind. Wie uns Kalifornien gefalle? Ich liebe die Landschaft, insbesondere die Küste, das Klima und die Menschen. Der Mann hört, was er hören will und ist’s zufrieden.

Kurz nach Mitternacht donnert es an die Türe, zum Glück sind wir zufällig wach. Es ist der Sicherheitsdienst, der uns mitteilt, auf diesem Wal-Mart-Parkplatz dürfe man nicht übernachten. Das steht leider, wie sonst in solchen Fällen, nicht dran. Da es lediglich einen Hinweis auf „Privatgelände“ gibt, scheint dieses Problem öfter vorzukommen und der Wachmann überreicht uns einen vorgedruckten Zettel mit den Parkregeln. Der nächste Truck-Stopp ist um die Ecke, so müssen wir wenigstens nicht weit fahren. Und die zahlreichen quakenden Frösche im nahen Teich übertönen fast die laufenden Motoren, Kompressoren und Generatoren der Lkw.

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