Joshua Tree National Park, Kalifornien – Die Ehrenrettung der kalifornischen Polizei

Der Ruf der kalifornischen Polizei ist endgültig wiederhergestellt. Das ist Rick zu verdanken. Wir fahren auf der Interstate 10 zum Joshua Tree Parkeingang. Auf dem Seitenstreifen steht ein Dienstfahrzeug der Highway Patrol, was in etwa unserer Autobahnpolizei entspricht. Der Beamte kontrolliert einen Pkw, aber während sein Blick uns folgt, dreht sich sein Kopf um ganze 180°. Ich habe das Gefühl, das soll nicht unsere letzte Begegnung sein. Die nächste Ausfahrt bringt uns auf den Zubringer zum Nationalpark. Wir halten kurz an, um eine Familie auf der anderen Straßenseite zufragen, ob alles in Ordnung ist. Die Frau liegt am Boden, doch sie ruht sich nur aus. Als wir wieder anfahren, ertönt hinter uns ganz kurz eine Sirene. Ein Blick in den Seitenspiegel bestätigt: Es ist die Highway Patrol. „Wetten der hat unsere deutschen Nummernschilder gesehen und fragt jetzt danach?“, sage ich. Und so kommt es.

Doch der Officer sagt guten Tag, ist sehr freundlich und will dann ganz von alleine wissen, ob wir das Fahrzeug importiert haben. Die Touristen-mit-eigenem-Fahrzeug-Erklärung versteht er auf Anhieb und innerhalb von Millisekunden. Er will den Fahrzeugschein sehen, aber keine Pässe. Er kommt zu Beifahrerseite, um das Papier in Empfang zu nehmen, wirft nur einen flüchtigen Blick darauf, um dann zum eigentlichen Thema zu kommen: Ob wir eine Fotosession mit ihm wollen. Natürlich! Ich bin begeistert. Er bittet uns auszusteigen. (Bei einer Verkehrskontrolle in Nordamerika sollte man niemals ohne Aufforderung sein Fahrzeug verlassen.) Er heißt Rick und hat wie so viele deutsche Vorfahren. Wir fotografieren uns gegenseitig vor unseren Autos. Wir dürfen uns sogar ins Polizeiauto setzen und ein paar Knöpfe drücken. Das umfangreiche Waffenarsenal des Officers steckt vertrauensselig zwischen den Sitzen. Der Afroamerikaner von der anderen Straßenseite, der das Geschehen interessiert beobachtet und irgendein interessantes Schauspiel erwartet hat, schüttelt ungläubig den Kopf. „Ihr habt’s geschafft!“ wiederholt er ständig. Wir glauben wieder an das Gute im kalifornischen Polizeibeamten. Danke Rick!

Nachdem wir uns in der Cottonwood Ranger Station am Südeingang des Parks das Informationsmaterial abgeholt haben, machen wir uns auf den langen Weg zur Lost Palm Oasis. Die Wanderung führt abwechslungsreich über viele Hügel auf und ab durch die Landschaft der Colorado-Wüste, die wiederum Teil der weit größeren Sonora-Wüste ist, die sich vom südlichen Arizona bis nach Mexiko spannt. Hier befindet sich der tiefer gelegene östliche Parkteil zwischen 300 und 900 m Höhe, wo würzig duftende Kresosotbüsche, Yuccas und diverse Kakteen wachsen. Darunter befinden sich Cylindropuntia, die wegen ihres „kuscheligen“ Aussehens im Englischen viel anschaulicher auch Teddy Bear Cholla genannt werden – Schmusen dennoch nicht empfohlen.

Ein paar Schopfwachteln rasen über den Weg und auch der kalifornische Eselhase hat es eilig. In einem zwischen Ästen gesponnenen Kokon schlüpfen Schmetterlingsraupen aus ihren Eiern, was eher unappetitlich aussieht. Viele Kakteen stehen in Blüte. Endlich erwachen auch die Reptilien aus ihrem Winterschlaf. Der Chuckwalla, eine Leguanart, wird bis zu 45 cm groß, wovon nur knapp die Hälfte auf den Körper entfällt, der Rest ist Schwanz. Bei Gefahr pumpt er seine Lunge auf und verklemmt sich so in einer Felsspalte, wo er nicht herausgezogen werden kann. Wir sehen sogar eine Wüstenschildkröte, die in dem steilen Gelände mit bröseligem Granitsand auch so ihre Probleme hat. Da macht es durchaus Sinn, dass sie sich nur langsam bewegt, denn würde sie ernsthaft abrutschen und auf dem Rücken landen, wäre das ihr Todesurteil.

Die Wanderung beginnt in einer Oase aus Fächerpalmen und Baumwollpappeln. Gleich dahinter findet man ein paar Steine mit tief eingegrabenen Mahllöchern, in denen Generationen von Indianern ihr Getreide mahlten. Am Ende erreicht man die Lost Palm Oasis, eine natürliche Fächerpalmenoase, die größte im Park, mit an die Oberfläche tretendem Grundwasser. Entlang von Verwerfungen, die sich durch Erdbeben bilden, steigt Wasser zur Erdoberfläche und ermöglicht das Entstehen von Oasen. Die Wanderung ist 13 km lang. Man sollte mindestens ein, zwei Kilometer mehr einplanen für das Erkunden des Canyons, in den man zum Ende steil hinabsteigt.

Etwa in der Mitte des Parks befindet sich der Cholla Cactus Garden, wo tausende Cylindropuntia wachsen. Dann beginnt die Suche nach einem Campingplatz. Trotz allgemeiner Aussagen, es wäre reichlich Platz, ist das nicht so. Ergebnislos landen wir im hintersten Eck selbst des großen Jumbo Rock Campgrounds, wo sich eine Frau fast vor Arminius wirft. „Wir kennen Euch, wir wissen, wer Ihr seid. Wir haben schon von Euch gehört von Leuten, die Ihr bald kennenlernen werdet.“ Wie bitte?!? Ein Schweizer Ehepaar hatte sein Wohnmobil mit der gleichen Fähre nach Halifax / Kanada verschifft wie wir. Wir sind uns nie begegnet, doch es hatte sich unsere Webadresse notiert. Erst vor Kurzem nahmen die Globetrotter Kontakt mit uns auf und wir vereinbarten ein Treffen Ende des Monats auf der Outdoormesse Overland Expo in Amado, Arizona. Dieses Paar hatte vor Kurzem die vierköpfige schweizerische Weltreisefamilie getroffen, die jetzt vor Arminius steht und die wiederum mit einer anderen Familie aus der Schweiz Freundschaft geschlossen hat, die auf dem Nachbarplatz parkt. Sie laden uns ein, einfach bei ihnen stehen zu bleiben, da die Campingregeln Doppelbelegung der Plätze zulassen. Es gibt Lagerfeuer, selbstgebackenen Kuchen und viel zu erzählen.

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