Truth or Consequences, New Mexico – Der neue Staatsfeind Nummer eins

Hoch über der flachen Wüste Albuquerques thronen die Sandia Mountains. Eine Rundfahrt führt uns von der I 25 über den Sandia Canyon in die Berge. Zwischendurch sind zehn Meilen der Piste unasphaltiert, recht rau und stellenweise schneebedeckt, im Prinzip aber für Pkw und kleine Camper machbar. Die Bergstraße endet an der Sandia Crest Aussichtsterrasse auf 3.250 m Höhe. Hier oben bleiben die Temperaturen auch heute Mittag unter dem Gefrierpunkt. Dafür ist die Aussicht über Albuquerque und halb New Mexico grandios. Die Abfahrt zur I 40 ist asphaltiert und auch für größere Fahrzeuge geeignet.

Die I 25 bringt uns dann stramm nach Süden, wo die Temperaturen auf angenehme Werte ansteigen. Wir passieren einen Ort mit dem völlig abgefahrenen Namen Truth or Consequences: Wahrheit oder Konsequenzen. Die verrückte Geschichte hinter dem Ortsnamen ist, dass der Moderator der Quizshow mit dem gleichen Namen 1950 angeboten hatte, die Show in dem Ort zu produzieren, der als erstes den Namen annimmt. Obwohl das Ganze eher wie eine dieser religiösen Eigenheiten klingt, die überall in den Staaten zu finden sind. Da die US-amerikanische Verfassung fast seit Anbeginn Trennung von Kirche und Staat sowie Religionsfreiheit vorsieht, sind nicht nur Tausende von Europäern mit eigenartigen Glaubensvorstellungen in die neue Welt geströmt. Rund 2.000 verschiedene Kirchen und Sekten existieren heute alleine im christlichen Bereich.

Eine weit verbreitete Lehre ist der Kreationismus: Die Erde ist 10.000 Jahre alt und die Bibel beschreibt detailliert und wörtlich alle naturwissenschaftlichen Abläufe. Oder hattet ihr etwa angenommen, das Buch der Bücher sei lediglich eine mythische Darstellung der Welt, verpackt in Gleichnisse? Weit gefehlt! Darwins Evolutionstheorie und andere wissenschaftliche Lehren sind Teufelszeug. Das Ganze ist bitterer Ernst. Selbst der ehemalige Präsident George Busch hängt dieser Glaubensrichtung an.

Andere Kuriositäten umfassen Haustierkrippen, Engelsheilungen oder Vortexe, aus der Erde austretende Energiewirbel, die wissenschaftlich recht umstritten sind. Nur etwa 16 % der US-Amerikaner gehören keiner Religionsgemeinschaft an. Die überwiegende Mehrheit ist Mitglied einer Kirche und glaubt vor allem auch daran. Die buntesten und kuriosesten Ausprägungen finden sich unter den 52 % Protestanten. 25 % sind Katholiken, daneben gibt es Mormonen, Juden, Buddhisten und andere. Religionsfreiheit ist aber nicht gleich Toleranz. Werden so manche exotische Sekten wie Scientology noch akzeptiert, hört der Spaß bei Moslems auf: Spätestens seit 11. September 2001 ist der Islam Staatsfeind Nummer eins und hat damit erfolgreich Kommunismus und kalten Krieg abgelöst.

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