Saguaro National Park, Arizona – Kaktuswohnung mit Aussicht

Der Saguaro National Park ist in zwei Teile untergliedert: die etwas weniger attraktive Rincon Mountain Unit östlich von Tucson, wo entweder ziemlich überalterte oder sehr junge Saguarokakteen wachsen. In der Tucson Mountain Unit westlich der Stadt findet man dichten Kakteenbewuchs aller Altersstufen und viele Wandermöglichkeiten von wenigen Hundert Metern Länge bis über ein Dutzend Kilometer. Der Winter ist hier Hochsaison, im Sommer ist es den meisten zu heiß – es handelt sich schließlich um eine Wüste. Auch im direkt südlich anschließenden Tucson Mountain Park gibt es jede Menge Kakteen und Wanderwege.

Die Namensgeber dieses Nationalparks sind die größten Kakteen der Erde: Das längste gemessene Exemplar war 18 m hoch, hatte 50 Arme und war 250 Jahre alt. Saguarokakteen sterben an Alter, Blitzschlag, Verdursten, Frost oder Umweltveränderungen. Sie besitzen ein inneres Gerippe aus vertikalen Holzstreben zu Stabilisierung, ein schwammartiges Gewebe, das in großen Mengen Wasser speichern kann und eine stachelige Außenhaut, die akkordeonförmig gefaltet und somit dehnbar ist. Erst im Alter von 75 Jahren beginnen sie, Seitenarme zu bilden. Die Tohono O’odham Indianer stellen aus den Früchten Mehl, Konfitüren, Sirup und Wein her. Tieren dienen sie auch als Wohnstatt. Während der Goldspecht die bodennahen vier Meter bewohnt, bevorzugt der Gilaspecht die Penthousesuiten darüber. Beide Vogelarten hacken sich jedes Frühjahr eine neue Höhle, die der Kaktus zum Schutz gegen Austrocknen mit holzartigem Material auskleidet. Alle anderen geflügelten Bewohner beziehen die verlassenen Apartments.

Auch mit dem Auto kann man schöne Rundfahrten durch die Parks unternehmen. Der Bajada Loop Drive führt als 10 km lange Schotterpiste durch den Saguaro National Park, die asphaltierte McCain Loop Road durch den Tucson Mountain Park, wo sich auch der Gilbert Ray Campground befindet, den wir uns für heute aussuchten. (20 $, nur mit 30-A-Elektro Hook-up, Toiletten, keine Duschen.) Kojoten sind wahre Anpassungskünstler. Vom feucht-kalten Kanada bis in trocken-heiße Wüsten sind sie zu Hause. Doch selten hörte ich sie so zahlreich, laut und nah bellen und heulen wie auf diesem Campingplatz. Der Gilaspecht hackt nicht nur Höhlen in Saguaros und Löcher in Baumrinde, um an Insekten zu kommen. Er pickt auch, um Weibchen anzulocken und um sein Revier kenntlich zu machen. Was ist da schöner, als ein bisschen mehr Lärm zu machen als üblich? Um den Campingplatz stehen Laternen mit metallenen Hauben, die effektive Resonanzkörper abgeben. Zwei Spechte auf gegenüberliegenden Seiten des Campingareals haben die Laternen für sich entdeckt und hämmern, was das Zeug hält, um dem Widersacher mitzuteilen: bis hierhin und nicht weiter.

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