Chiricahua National Monument, Arizona – Die artenreiche Himmelsinsel

Der Kleinbus fährt pünktlich um 8:30 Uhr am Besucherzentrum ab und bringt uns auf den Berg zum Ausgangspunkt unserer Wanderung im Chiricahua National Monument südöstlich von Tucson. Der Bus fährt nur einmal am Tag und bietet 14 Plätze, aber eine telefonische Reservierung ist nicht möglich man muss schon persönlich vorsprechen. Daher beeilten wir uns gestern Abend, rechtzeitig im Visitor Center anzukommen und anschließend einen von 25 Plätzen auf dem Campground zu erhaschen, was sich als reine Glückssache erwies, da nur einer von den drei verbliebenen Plätzen groß genug und einigermaßen eben für Arminius war.

Wer sich Arizona als flache mit Kakteen bestandene Wüste vorstellt, hat nur zur Hälfte Recht. Es gibt zahlreiche durch Wüstengebiete voneinander getrennte Gebirgszüge, die man Sky Islands nennt, Himmelsinseln, denn nur größere Tiere oder Vögel können von einem Gebirge zum nächsten wandern. Auch die europäischen Alpen sind eine Himmelsinsel. Kleine Tiere sind dort eingeschlossen und somit haben sich in zahlreichen Gebirgen endemische Arten entwickelt. Insgesamt 40 solcher Sky Islands gibt es in Arizona, New Mexico und Mexiko. Sie gehören zu den drei Megazentren der Artenvielfalt auf unserm Planeten. Hier leben bis zu 1200 Pflanzen- (davon 233 Bäume) und 70 Säugetierarten, sowie 136 Reptilien und Amphibien. Die Hälfte der in Nordamerika vorkommenden 295 Vogelarten sind hier zu beobachten.

Auf der kurzen Busfahrt schließt Richard sich uns an. Der 68jährige Witwer aus Tucson ist die einzige alleinstehende Person heute Morgen, doch er wandert nicht gern alleine. Es macht ihm auch nichts aus, dass wir eine längere Wanderung als die anderen Mitfahrer planen. Das Chiricahua National Monument hat ausgesprochen schöne Wege, aber wenn man nur einen Tag Zeit hat, fällt die Entscheidung schwer. Die einzelnen Trails haben Verbindungspfade, und selbst wenn man alle miteinander verbindet kommt man auf wenig mehr als 14 bis 16 km. Die schönsten Bereiche sind zum einen der Echo Canyon, wo man durch ein herrliches Labyrinth aus Steintürmen läuft. Vor rund 27 Mio. Jahren brach ein Vulkan acht- oder neunmal aus, spuckte Asche, Vulkansand und heiße Gase aus, die auf dem Erdboden zu Rhyolit-Tuff zusammen buken. Durch Anhebung des Erdbodens zerbrach das Gestein und erodierte anschließend zu Säulen und anderen bizarren Formen.

Die wiederum sind auf dem zweiten Höhepunkt der Wanderung zu sehen: Auf dem Heart of Rocks Loop gibt es verschiedene „balancierende“ Steine, „küssende“ Steine oder eine steinerne Ente. Am Ende kann man entweder zum Ausgangspunkt der Wanderung zurücklaufen, wenn man sein Auto dort abgestellt hat, oder zum Visitor Center hinuntergehen, wenn man sich mit dem Bus hat hochfahren lassen. Letztere Möglichkeit bietet nicht nur den entscheidenden Vorteil, dass die Wanderung bis auf einige steile Bergpassagen hauptsächlich bergab führt. Außerdem steigt man aus über 2100 m hohen Bergen mit Föhren und Tannen in mittlere Lagen ab, wo Kiefern und Eichen wachsen. Am Ende des Tages befindet man sich in einer Halbwüste, wo Kakteen, Yuccas und Bärengras wachsen.

Richard ist außergewöhnlich durchtrainiert. Wir haben heute nicht nur eine der besten Wanderungen der letzten Monate gemacht, sondern auch einen interessanten Gesprächpartner gehabt, der wiederum von unserem gemeinsamen Tag so angetan ist, dass er uns für nächste Woche nach Tucson einlädt.

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