Tucson, Arizona – Die gekürzte Krawatte

Noch einmal versuchen wir, den Puderstaub der vergangenen heißen windigen Tage aus den Ecken zu fegen. In Tucson erwartet uns unser Wanderkumpan Richard bereits. Er führt uns zum Abendessen in ein typisches Restaurant aus, in das wohl Amerikaner Touristen einladen. Das ganze Gelände ist recht witzig im Westerstil gehalten. Neben dem Restaurant gibt es Schießbuden, Souvenirshops und kostenlose Gun Stunt Shows, wo sich ein paar originalgetreu kostümierte Akteure prügeln und laut herumballern.

Krawatten sind im Restaurant strikt verboten, und somit ist es erklärtes Ziel, den Touristen zum Tragen einer solchen zu bewegen. Mit großem Tamtam werden selbige im Restaurant abgeschnitten und samt Visitenkarte – sofern vorhanden – an Wand oder Balken getackert. Das Ganze ist eine riesige Gaudi, Jörg hält sich tapfer und zeigt den angebrachten Humor. Es war sowieso nicht seine Krawatte. Das Essen ist gut und typisch south-western. Man isst Steaks oder Hamburger oder noch typischer das langsam gegarte slow cooked Fleisch. Meist ist es Rind, das bei niedrigen Temperaturen für viele Stunden (hier sollen es 15 sein) in einen Smoker gepackt wird bis es fast zerfällt. Dann wird es in hauchdünne Scheiben geschnitten und als shaved meat, rasiertes Fleisch, oder scraped meat, Schabefleisch, serviert. Der Trick ist, langfaseriges Fleisch zu verwenden und längs statt quer zur Faser zu schneiden, sonst hat man nur einen Fleischbrei auf dem Teller. Dazu gibt es die üblichen Beilagen mit der endlosen Fragerei: Salat mit welchem Dressing? Ranch, Thousand Island, Cäsar, italienisch, Senf-Honig oder blue cheese? Gemüse: Bohnen, coleslaw genannter Weißkrautsalat oder doch lieber Mais? Pommes frites, Kartoffelpüree, Backkartoffel, die fetten Makkaroni mit Käse oder Tortillas? Welche Soße: Barbecue, dunkle Fleischsoße oder helle Béchamel? Das Essen wird dann aber doch ziemlich rasch serviert.

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