Organ Pipe Cactus National Monument, Arizona – Die Border Patrol zu Besuch

Ein Hubschrauber kreist über dem Gelände, Fahrzeuge der Grenzpolizei durchkämmen das Areal. Eigentlich ist der große Campground ruhig, es gibt nur wenige Fahrzeuge hier. In den Morgenstunden aber setzt reger Verkehr ein. Da ist wohl mal wieder was im Gange, was aber niemanden wirklich beeindruckt, zu alltäglich ist das. Wir finden den Platz trotzdem schön und verlängern unseren Aufenthalt um eine Nacht, um erst mal einen Bürotag einzulegen. Gegen Mittag beruhigt sich dann alles. Wer aber denkt, man kann hier in Ruhe arbeiten, irrt. Schließlich gibt es auf einem Campingplatz stets Kontakt suchende Nachbarn.

Und dann ist da noch die Border Patrol. Der Officer, der seine Runden hier dreht, wird von Arminius und der deutschen Flagge magnetisch angezogen. Natürlich ist auch Jorje mal in Deutschland stationiert gewesen (unser Land scheint 50 % der männlichen amerikanischen Bevölkerung zeitweise beherbergt zu haben). Er ist fasziniert, neugierig und hat Zeit. Er inspiziert (ohne Hintergedanken) Technik und Kabine, im Gegenzug dürfen wir uns in seinem Dienstwagen und der winzigen klimatisierten Gefängniszelle für acht unglückliche Mexikaner umsehen. Jorje hat keine Scheu, sich fotografieren zu lassen und schenkt uns schließlich zwei Challenge Coins. Am besten könnte man das sich mit Werdaruf-Medaillen übersetzen. Das sind Münzen oder Medaillen, die die Insignien oder das Emblem einer (meist militärischen) US-Organisation tragen und von deren Mitgliedern bei sich geführt werden. Sie dienen dem Beweis der Zugehörigkeit, wenn danach gefragt (Wer-da-Ruf) und als Anerkennung zur Förderung der Moral.

Der Ursprung und die Anwendung des Medaillons haben jeweils etwas mit Deutschland zu tun. Die (nicht bewiesene) Legende besagt, dass während des zweiten Weltkriegs ein wohlhabender US-Leutnant für die Mitglieder seiner Staffel kleine Bronzemünzen anfertigen ließ zur Erinnerung an ihren gemeinsamen Dienst. Einer der Piloten musste später hinter feindlichen Linien notlanden und wurde von Deutschen in Kriegsgefangenschaft genommen. Zwar konnte er in der gleichen Nacht in Zivil gekleidet fliehen, wurde aber von einer französischen Patrouille aufgegriffen, die ihn für einen verkleideten deutschen Soldaten hielt und standrechtlich exekutieren wollte. Da die deutsche Armee dem Amerikaner sämtliche Papiere abgenommen hatte, konnte er lediglich die Medaille vorweisen, um sich auszuweisen, die er in einem unentdeckten Lederetui um den Hals trug. Einer der Franzosen erkannte das Staffelemblem und man ließ den Gefangenen so lange am Leben, bis seine Identität verifiziert war.

Eine weitere Tradition geht auf die Zeit der US-Besatzung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg zurück. Ein Pfennig entsprach wegen des Wechselkurses nur einem Bruchteil eines US Cents und war somit nicht wert, aufgehoben zu werden – es sei denn der US Soldat war pleite. Wenn sich Militärangehörige auf ein Bier trafen und jemand „Pfennig-Check“ ausrief, mussten alle Soldaten ihre Taschen ausleeren, um zu zeigen, ob sie Pfennige aufgehoben hatten. War das der Fall, bedeutete das, der Mann war blank. Umgekehrt hieß es, wenn ein Soldat keinen Pfennig vorweisen konnte, hatte er genügend Geld und musste sich nicht mit Pfennigen abgeben. Dieser musste die nächste Runde ausgeben.

Diese Tradition wird heute mit den Challenge Coins fortgesetzt. Wird das Mitglied einer Organisation aufgefordert, seine Medaille vorzuweisen und er kann das nicht, muss er dem Herausforderer das nächste Getränk bezahlen. Kann er sich ausweisen, bekommt er einen Drink spendiert. Erschwert wird das Ganze dadurch, dass die Medaille nicht beschädigt oder verändert werden darf. Ein Tragen als Kettenanhänger um den Hals oder Gürtelschnalle kommt nicht in Frage, sie darf auch nicht in der Geldbörse untergebracht werden. Wir hoffen, Officer Jorje wird heute nicht herausgefordert. Das täte uns wirklich Leid.

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