Portrero, Kalifornien – Ermüdende Ratschläge

Die Landschaft entlang der mäßig befahrenen I 8 verändert sich langsam von einer mit Kakteen und Büschen bestandenen Halbwüste in eine „richtige“ Wüste. Saharaartige Sanddünen erstrecken sich bis zum Horizont, wo nicht bewässert wird. Auf einem kurzen Zwischenstopp in El Centro machen wir allerletzte Besorgungen. Hier klingt nicht nur alles spanisch. Wenn man sich mit dem üblichen „excuse me“ irgendwo vorbeidrängelt, erntet man Blicke, als ob man in einer fremden Sprache reden würde. Der Übergang nach Mexiko und in die romanischsprachige Kultur ist fließend.

Wie überall erhalten wir auf den Parkplätzen die Aufmerksamkeit der des Englischen mächtigen Weißen mit den üblichen Fragen nach dem Woher und Wohin. Ich kann es nicht mehr hören: „Mexiko? Oh, da ist es gefÄÄÄhrlich, da müsst ihr AUFpassen!“ Obwohl diese Menschen natürlich nicht ganz unrecht haben, empfinde ich es als ermüdend. Genauso wie das uniforme Geplapper über die bösen Moslems und das Gejammer über Obamas Politik. Wer nur hat die Gehirnwäsche aller Amerikaner veranlasst? „Ja“, antworte ich, „man muss überall aufpassen. Es gibt so viele gefährliche Plätze. Zum Beispiel Los Angeles“. Ich ernte einen erstaunten Blick. Aber es ist doch so viel bequemer, in Schubladen zu denken, nicht wahr? Tucson klagt, dass es nur wenig Wasser aus dem Colorado River bekommt, da es am Ende des Flusses liegt und die flussaufwärts liegenden Städte so viel Wasser entnehmen. Nun, werfe ich ein, Tucson liegt nicht ganz am Ende des Colorado. Dahinter komme schließlich noch Mexiko. Ob die nicht vielleicht auch Wasser brauchen?

Auf dem Hwy # 94 nähern wir uns der Grenze über hohe Berge und gewundene Straßen. Auf der Suche nach einer Übernachtungsgelegenheit stoßen wir auf einen Campingplatz, der sich als Obdachlosenunterkunft herausstellt. Wir verdrücken uns ganz schnell und landen im County Park in Potrero. Wir vergaßen, dass wir in Kalifornien sind: Die 24 $ für eine Camp-Übernachtung sind uns einfach zu viel. Wir hoffen, die Border Patrol wird uns nicht allzu sehr behelligen und bleiben für unsere letzte Nacht in den USA an der Bücherei stehen, wo ein wunderschöner blühender Kaktusgarten angelegt wurde.

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