Bahia San Francisquito, Baja California Norte – Bierbüchsen und Zahnstummel am Schildkrötenstrand

Meine Hoffnung auf frischen Fisch erfüllt sich nicht. Die Fischer fuhren erst im Morgengrauen los und kehren bis zu unserer Abfahrt nicht zurück. Als ich Pancho meine Enttäuschung kundtue, deutet er aufs Meer hinaus und sagt: „Da gibt’s jede Menge Fisch. Kannst dir einen fangen.“ Stattdessen schnappen sich die Kormorane, die sich aus Dutzenden von Metern Höhe ins Wasser stürzen, die Fische. Oder auch die Pelikane, die im Formationsflug zentimeterdicht ohne einen Flügelschlag über die Wasseroberfläche gleiten und der Szenerie ein wenig tropisch-exotisches Flair verleihen.

Die restlichen 56 km bis San Francisquito rattern wir bis Mittag ab. Wir landen zunächst im „Hafen“, einer kleinen flachen Seitenbucht und treffen Jim aus San Diego, der die Hälfte des Jahres hier unten verbringt. Unsere Wasservorräte gehen zur Neige, daher schickt er uns einige Meter weiter zu Alfredo. Der füllt uns großzügig und kostenlos ein paar Gallonen Wasser ab, obwohl er es selbst von einer mehrere Kilometer entfernten Ranch, die einen Brunnen hat, holen muss.

Die attraktive Bucht von San Francisquito an der Cortes-See hat einen knapp vier Kilometer breiten, von Felsen eingerahmten Sandstrand, der steil abfällt und beliebtes Schildkrötenbrutrevier ist. Bis vor ein paar Jahren war hier ein Urlaubsresort in Betrieb. Es war in den 60er Jahren erbaut worden und hatte so illustre Gäste wie John Wayne und Kirk Douglas beherbergt. Wie so oft in Entwicklungsländern wurde nicht nachinvestiert und die Anlage dem Verfall anheim gegeben. Nachdem es geschlossen worden war, kaufte 2008 ein mexikanischer Investor das Land mit dem Vorhaben, ein Luxusresort zu errichten. Eines Tages. Vielleicht.

Bis dahin kann man hier campen oder sich eine der gammeligen Hütten mieten. Die Campinggebühren betragen 5 US$ pro Person, in Anbetracht des Services ein recht amerikanischer Preis: Es gibt ein paar verfallene Sonneschirme, Toiletten und Duschen in adäquatem Zustand. Als wir ankommen, liegen trotz ausreichend großer Müllbehälter Dutzende von Bierdosen von der vergangenen Osterparty herum, genau wie mit Nägeln bestückte Palmwedel, die von irgendeinem Dach abgefallen sind, und die man sich prima in Fußsohle oder Reifen stechen kann. Man hatte wohl nicht mit Besuchern gerechnet, und nach unserem Strandspaziergang ist zumindest aufgeräumt. Mamacita Rosa kocht täglich für Familie und Gäste, die Mahlzeiten werden gemeinsam eingenommen. So viel Familienanschluss hat seinen Preis: 9 US$ fürs Frühstück, 10 $ das Mittag- und 12 $ das Abendessen. Auch wenn der nächste Supermarkt weit und die Versorgung daher nicht einfach ist: die Preise sollen wohl ein wenig an die mondäne Vergangenheit erinnern.

Beim Lagerfeuer sitzen wir mit zwei amerikanischen Privatpiloten aus Sacramento zusammen, die mit ihren Frauen für ein paar Tage hier herunter gekommen sind. Ihre beiden winzigen Propellermaschinen stehen am Rande des Flugfelds. Der echte und der Hühnerfarmer gehören dem Rotary Club an. Deren lokale Vereinigung hat zum Ziel, die Bewohner der abgelegenen Region von San Francisquito zu unterstützen. Die Piloten fliegen gewöhnlich Ärzte und Zahnärzte hierher. „Wir können den Mexikanern das Trinken von Coca-Cola nicht verbieten“, meint der Hühnerbaron, „aber wir können behandeln, was sie von den Zähnen übrig lässt“.

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