Los Cabos, Baja California Sur – Mexiko meets Amerika

Kommt man von der einsamen Staubpiste mit den Traumstränden, können Los Cabos und der Korridor wie ein Kulturschock wirken. Die beiden Städte San José del Cabo und Cabo San Lucas am Südende der Baja-Halbinsel sind gemeinhin unter den Kurznamen Los Cabos bekannt. Sie sind touristisch, kommerziell und amerikanisiert, aber auch sauber, hübsch und begrünt. Die 28 km dazwischen nennt man den Korridor, eine vierspurige Straße mit Palmen und Bougainvilleas bepflanzt. Das Ganze ist eine Hochburg des Luxustourismus mit Marinas für Megayachten, Fünfsternehotels, Eigentumsvillen und -wohnanlagen, Juwelier- und Souvenirgeschäften, Restaurants, Kunstgalerien und einer Vielzahl von Freizeit- und Vergnügungsmöglichkeiten.

Los Cabos soll die teuerste Urlaubsdestination Mexikos oder zumindest auf dem besten Weg dahin sein. So teuer, dass viele lokale Familien, die seit Generationen hier wohnen, sich das Leben nicht mehr leisten können und wegziehen müssen. Was wiederum zu Spannungen zwischen Anwohnern und reichen Gringos führt. San José del Cabo ist noch die mexikanischere der beiden Städte. Sie besitzt eine sehr schöne historische Plaza mit restaurierten Kolonialbauten, einer Mission, die zwar nicht mehr die Originalkirche ist, aber auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, und ein Künstlerviertel. Kränkelnder Tourismus und harte Konkurrenz führen zu wettbewerbsgesteuerter Preispolitik und teils aggressivem Kundenfang (mehr noch in Cabo San Lucas). Ein Schlepper lockt uns in eine schattig-kühle Terrassenbar an der Plaza (La Internacionál) mit wunderbarem Ausblick. Dort gibt es das eiskalte Bier für einen US-Dollar – kaum mehr als im Supermarkt.

Der Korridor beherbergt so ziemlich alle Großmärkte, die amerikanische oder andere Herzen begehren könnten: Ob Walmart oder Home Depot, ob Costco oder Sam’s Club, alles ist da. Cabo San Lucas ist ein Ort für Partygänger und Schnäppchenjäger, die den besten Happy-Hour- und All-you-can-eat-Angeboten nachjagen. Riesige Kreuzfahrtschiffe legen hier an und spucken ihre menschliche Fracht in die Stadt. Dem Ambiente ein wenig abträglich ist, dass die Küste komplett verbaut und kaum zugänglich ist. Selbst das Wahrzeichen Cabo San Lucas’, Finisterra, das Ende des Landes, das Kap, die äußerste Südspitze der Baja California, mit ihrem charakteristischen Steinbogen ist kaum auszumachen. Die besten Möglichkeiten sind noch an einer Bootstour teilzunehmen oder vom Strand des Hotels Solmar am Ende der Straße aus einen Blick zu werfen. Der Eintritt an den Hotelstrand ist kostenlos, aber es gibt kilometerweit keine Parkplätze. Man muss weit laufen, ein Taxi nehmen oder man könnte vielleicht vorgeben, im Hotel einchecken zu wollen und den Hotelparkplatz zu benutzen.

Die MEX 19 führt von Los Cabos aus am Pazifik entlang Richtung Norden. 42 km weiter stößt man auf ein riesiges trockenes Flussbett mit Quad- und Dünenbuggyverleih auf beiden Seiten, dem man mit einem Allradfahrzeug zum Strand folgen kann. Playa de Migriño ist ein beliebter Surferstrand, wenn auch zum Baden viel zu gefährlich. Die Wellen sind schon bei Ebbe beeindruckend. Je weiter die Flut hereinrückt, desto mehr Wasser spritzt an den Felsen hoch, die die Seiten des Strandes säumen, und desto mehr vom Strand erobern sich die Brecher. So viel, dass es uns ungemütlich wird und wir uns einen Schlafplatz weiter weg vom Wasser suchen, der zugleich eine gedämpftere Geräuschkulisse bietet. Morgen Früh werden wir feststellen, dass unser zuerst gewählter Schlafplatz trocken geblieben wäre, dass aber das Wasser bis auf weniger als zwei Meter herangekommen wäre. Definitiv zu aufregend zum Schlafen.

Will man am Strand campen, sollte man auf jeden Fall ausreichend Abstand zum Wasser einhalten, evtl. Ortskundige wie Fischer befragen, wo sich die Wasserlinie bei Flut befindet, größere Gezeitenunterschiede bei Neu- und Vollmond einberechnen und das Meer im Blick behalten. Besser noch sind Gezeitentabellen oder ein Gezeitenrechenprogramm für den Laptop (z.B: WXTIDE32, kostenloser Download).

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