Zacatecas, Zacatecas – Die schönste Stadt Mexikos?

Es soll die schönste Stadt der weiten Umgebung, wenn nicht ganz Mexikos sein: Zacatecas ist, wer würde es erraten, die Hauptstadt des Staates Zacatecas. Und tatsächlich, dank schier unerschöpflicher Edelmetallvorkommen blickt die Stadt auf ein Jahrhunderte langes, reiches Erbe zurück, was sich in der exquisiten Architektur der Häuser aus rosafarbenem Sandstein zeigt. Auf hügeligem Gelände zwischen 2400 und 2700 m Höhe erbaut, weist der Ort ein ganzjährig angenehmes, frühlingshaftes Wetter auf. Nicht nur das meteorologische Klima ist erfreulich, die Atmosphäre der Stadt ist entspannt und freundlich. Überproportional viele der 124.000 Einwohner sprechen englisch, sogar der Nachtwächter und die Eisverkäuferin. Und das, obwohl man hier weit weniger Besucher verzeichnet als in touristisch bekannteren Orten. Selten hieß uns eine Stadt so willkommen, dankbar saugen wir das Flair auf.

Die Zentren sämtlicher Kolonialstädte sind extrem eng und bieten kaum Parkmöglichkeiten. Einmal unglücklich abgebogen, steht man in zugeparkten Seitengassen, deren Durchfahrt uns mit einem Fahrzeug in Arminiusgröße regelmäßig schwitzige Hände bereitet. Ein Parkplatz am Rande der Stadtmitte übertrifft unsere Erwartungen. Für 30 Peso können wir bewacht bis zum Abend, für 50 sogar bis zum nächsten Morgen bleiben. Der nette Wächter bietet uns sogar Strom und Wasser an, am Abend begrüßt uns der Besitzer persönlich.

Zunächst aber besuchen wir die benachbarte Mina El Éden (80 MXN pP). Behelmt fahren wir mit einer Bahn in das Bergwerk ein, bevor es zu Fuß weitergeht. Es gibt ein kleines Mineralienmuseum, dann führt uns ein englischsprachiger Guide durch die Stollen. Ab 1580 wurden hier für ganze 380 Jahre Silber, Gold, Eisen, Zink und Blei gefördert. Der ertragreiche Untertagebau wurde nur stillgelegt, weil einige Stadthäuser vom Einsturz bedroht waren. Heute gibt es 120 m unter der Erde sogar eine Diskothek, vermutlich die tiefste der Welt. Das Ambiente wirkt so toll, dass wir sie gerne besucht hätten, doch leider öffnet sie nur donnerstags bis samstags. Wir erhalten einen guten Eindruck von den harten, ja lebensgefährlichen Arbeitsbedingungen, unter denen die Indios – Erwachsene wie Kinder – als Sklaven für kein Geld und als Arbeiter für einen Hungerlohn schuften und Erzadern folgend Stollen in den Berg meißeln mussten. Sollten sie die Kindheit überlebt haben, betrug ihr durchschnittliche Lebenserwartung 35 Jahre. Die Metallförderung wird noch heute an anderen Stellen um die Stadt und unter humaneren Bedingungen fortgesetzt.

Am Hinterausgang der Mine befindet sich die Seilbahnstation, die uns in zehn Minuten für 40 MXN pP auf den Stadthügel Cerro de la Bufa in 2700 m Höhe bringt. Oben gibt es ein Museum samt Statue für den berühmten Revolutionshelden von 1914, Pancho Villa, die hübsche Kapelle der Stadtpatronin sowie einen fantastischen Blick über die Stadt. Statt mit der Teleférico zurück zu fahren, laufen wir den steilen Pfad mit vielen Stufen durch enge Gassen hinunter zur Kathedrale. Der 1752 fertig gestellte Sakralbau gilt als Meisterstück des mexikanischen Barock, der sich Churriguerismus nennt. Gekennzeichnet wird der Stil von überladenen, wuchernden Ornamenten, die fließende Bewegungen vermitteln und die Form darunter verschleiern. Die Menschen hier scheinen nicht nur außerordentlich freundlich, sondern auch gläubig zu sein, denn vor keiner anderen Kirche bemerkte ich bislang so viele Katholiken, die sich im Vorbeigehen vor der Kathedrale bekreuzigen.

Zacatecas ist reich gesegnet mit zahlreichen Kirchen und Museen, schönen Geschäften und Restaurants und außerdem einem Aquädukt aus dem 18. Jahrhundert, das zwar die Stadt nicht mehr mit Wasser versorgt, dessen 39 Bögen aber heute noch zu bewundern sind. Alle Attraktionen liegen in Laufweite des Parkplatzes.

Tipp: Parkplatz La Roca del Roque, direkt am Eingang zur Mina El Éden, tags 30 MXN, Tag + Nacht 50 MXN, N22°46’35’’ W102°34’49’’

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