San Miguel de Allende, Guanajuato – Das Ulmer Münster in Mexiko

Eine Kunsthandwerkshändlerin, eine Professorengattin, eine pensionierte Lehrerin – diese drei Damen hatten wir in Pátzcuaro kennengelernt. Alles Amerikanerinnen, in San Miguel de Allende lebend. Tessa ist noch nicht zu Hause, die erste auf unserer Besuchsliste, die wir nach und nach abarbeiten sollen. Wir beschließen, so lange der historischen Innenstadt einen Besuch abzustatten, die außerordentlich eng sein soll. Als ob wir heute noch nicht genug Aufregung gehabt hätten. Doch ein weiterer netter Polizist bewahrt uns vor Schlimmerem und dirigiert uns zu einem Parkplatz, unter dessen Tordurchfahrt wir gerade so durchpassen. Leider schließt die Schranke mitten auf unserem Fahrerhaus. Wir wollen sie nicht abreißen, aber der junge Parkplatzwächter sieht sich außerstande, sie wieder zu öffnen. Er wirkt hilflos und macht einen für meinen Geschmack etwas zu unbeteiligten Eindruck. Also überzeuge ich die Schranke mit Muskelkraft aufzugehen, woraufhin sie leider nicht mehr schließt. Mein schlechtes Gewissen hält sich in Grenzen, und als wir später zurückkehren werden, wird die Schranke wieder funktionieren.

San Miguel de Allende hat die übliche Dichte von Kirchen. Herausragend ist Parroquia de San Miguel, eine Kolonialkirche aus dem 17. Jahrhundert, die 1880 eine neue Fassade erhielt. Der indigene autodidaktische Architekt studierte Bilder und Postkarten europäischer Kirchen und verschaffte San Miguel nach dem Vorbild des Ulmer Münsters ein völlig neues Äußeres in einer bis dato unbekannten Mischung aus Neugotik und indianischen Elementen.

Die Innenstadt ist sehr hübsch, wenn auch stark geprägt von einer großen US-amerikanischen und kanadischen Residentengemeinschaft. Trendige Restaurants und Bars, Schmuckgeschäfte, teure Möbel- und Accessoiresläden überwiegen. San Miguel de Allende wird nachgesagt, eine der teuersten Städte des Landes zu sein. Aber keine Sorge: Die Mexikaner lassen sich hier nicht vertreiben.

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