Puebla, Puebla + Oaxaca, Oaxaca – Una mordida por favor! Polizei und Korruption

Mordida bedeutet „kleiner Biss“, ein „Bisschen“ und bezeichnet in Mexiko und weiter südlich das Häppchen, das mancher Polizeibeamter vom vermeintlichen Reichtum anderer Bürger, gerne auch Touristen, für sich persönlich abhaben möchte. Besonders verschrien sind die Motorradfahrer der Policia Municipal, der jeweiligen Stadtpolizei. Es wird unsere erste Begegnung mit einem korrupten Polizisten.

Doch selbst der Beginn des Tages verläuft nicht konfliktfrei. Ich bin nicht bereit, den vereinbarten Preis für den Campground zu zahlen, da wir bei zwei von drei Übernachtungen nur kaltes Wasser zum Duschen hatten (in der Regenzeit mit den kühlen Abenden nicht sehr angenehm). Das findet die Campingplatzbesitzerin gar nicht gut. Außerdem hat die alte Dame ein paar Schwierigkeiten beim Rechnen. Sie möchte mir das Geld für vier statt drei Nächte abkassieren. Was wiederum ich nicht gut finde. Die Señora echauffiert sich etwas, muss dann aber doch einsehen, dass drei Tage nicht vier Nächte sind, und schließlich einigen wir uns.

Für die 60 km von Cholula, praktisch Vorstadt von Puebla, und durch die Millionenstadt hindurch, viertgrößte in Mexiko, benötigen wir ganze drei Stunden. Ein paar Straßen sind gesperrt, und schon bricht der Verkehr zusammen. In Puebla steht übrigens das VW-Werk, das noch bis 2003 den Käfer produzierte. Wir haben es fast aus der Stadt geschafft, als uns ein Motorradpolizist überholt und Halt gebietet. Ich lächle ihn an, doch sein arroganter Blick und seine trotzig vorgeschobene Unterlippe verheißen nichts Gutes. Wir haben unseren großzügigen Tag und sprechen sogar Englisch, was der Beamte leider nicht beherrscht. Unglücklicherweise verstehen wir heute kein Wort Spanisch. So ein Pech! Die Kommunikation stockt. Der Schmollmund quasselt dauernd von „ticket“, also einem Strafzettel. Er wirft Jörg „falta en el precautión“ vor, einen Mangel an Vorsicht. So etwas Dummes habe ich auf unserer ganzen Reise noch nicht gehört. Für Fantasielosigkeit gibt’s Punkteabzug. Wir schlagen ihm vor, er solle seinen Capitano holen und jemanden, der Englisch spricht. Das ist nicht genau das, was er wollte. Er kommt zu dem Schluss, wir seien der Mühe nicht wert, wünscht uns missmutig „buen viaje“, gute Fahrt, und düst ab. Das Ganze dauerte nur wenige Minuten. Ein paar Leute am Straßenrand, die das Geschehen beobachteten, recken den Daumen hoch und freuen sich, dass wir den Bestechungsangriff erfolgreich abgewehrt haben.

Auf der libre, der mautfreien Straße, fahren wir noch weitere 50 km bis in die nächste größere Stadt, bis wir aufgeben. In der dicht besiedelten Gegend reiht sich Dorf an Dorf, was die Maximalgeschwindigkeit schon von vornherein auf 40 km/h begrenzt, aber schlimmer, tope reiht sich an tope. Das sind die in Mexiko so verhassten, doch exzessiv hinbetonierten speed bumps, für die wir im Deutschen nur das schnöde Wort Bodenschwellen haben. Runterbremsen bis in den vierten Gang (das ist bei einem Unimog langsam), hoppel-hoppel, wieder Gas geben bis zum siebten, bremsen, Gas geben, bremsen. Der Spritverbrauch verdoppelt sich, die Bremsbeläge schleifen sich ab. Wir wechseln auf die cuota, die Mautstraße, die wir sonst vermeiden. Meist werden wir in den Tarif 1 für Pkw und Kleinfahrzeuge eingestuft, aber zwei Mal im Bereicht von Mexiko ließen die Kassierer nicht mit sich diskutieren und berechneten den Lkw-Tarif, der das Doppelte beträgt. Am einfachsten ist es, den Mautbetrag, sofern bekannt, passend zu reichen, das vereinfacht die Sachlage.

Die kostenpflichtige Straße hat den Vorteil, dass sie durch unbewohntes Gebiet führt, und so können wir die schöne, mit Kakteen und Büschen bestandene Bergwelt des Tehuacán-Cuacutlán Biosphärenreservats richtig genießen. In Oaxaca / Oaxaca angekommen, entscheiden wir uns für den ruhigeren der beiden Campingplätze, San Felipe Campground etwas nördlich der Stadt. Hier parkt man etwas unkonventionell zwischen Agavenfeldern auf einem Berg mit toller Aussicht auf Oaxaca. Toiletten- bzw. Duschenreinigung ist den Campern überlassen, dafür kostet die Nacht nur 90 Peso. Der amerikanische Besitzer und seine mexikanische Frau brauen Mezcal, den „anderen“ Agavenschnaps, und verkaufen ihn auch direkt an die (momentan rar gesäten) Camper. Das teuerste am Schnaps ist die Glasflasche und der eingelegte Skorpion (der manchmal statt der Agavenraupe genommen wird). Aus Fässern abgefüllt und ohne tierische Einlage kostet der Schnaps weniger als die Hälfte. Für die mittelalte Variante zahlen wir gerade 60 Peso (3,65 Euro) pro Liter. Natürlich nicht, ohne vorher von allen drei Sorten je ein ordentliches Glas probiert zu haben. Auf nüchternen Magen, vor dem Abendessen. Hui, die Welt ist schön.

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.