Tuxtla Gutierrez, Chiapas – Auf hohen Hacken

Tuxtla Gutierrez ist die Hauptstadt von Chiapas und bietet wenig Sehenswertes, außer dass es eine der letzten Bastionen der Zivilisation vor der guatemaltekischen Grenze ist. Auf unserem Programm stehen ein Großeinkauf und ein paar Besorgungen, darunter auch ein zweites Warndreieck, das in manchen Ländern Mittel- und Südamerikas vorgeschrieben sein soll. Leider sind die in Mexiko kaum zu bekommen, da nicht vorgeschrieben. Im Falle einer Panne legt man einfach ein paar Steine auf die Straße. Gebrauchtwagenhändler scheinen die einzigen Besitzer von Warndreiecken zu sein, die sie auf die Dächer der angebotenen Autos stellen für mehr Aufmerksamkeit. Ich einige mich mit einem der Händler über den Preis und kaufe ihm eines ab.

Mittlerweile gießt es in Strömen. Die Regenzeit ist in vollem Gange, und es regnet jeden Tag. Die Frage ist nur, wann es beginnt zu regnen. Der Vormittag ist oft schön, und die Niederschläge setzen meist am Nachmittag oder Abend ein. Heute werden die Schleusentore am Himmel frühzeitig und weit geöffnet. Vor allem die Mexikanerinnen haben damit so ihre Schwierigkeiten in ihren Highheels. Manche ziehen sogar ihre Pumps aus und laufen barfuß. Noch in keinem anderen Land der Welt habe ich so viele Frauen mit hochhackigen Schuhen gesehen. Mexiko muss DER Weltabsatzmarkt für Highheels sein. In manchen Dörfern staksen selbst moderne Indígenas, die ihre Tracht abgelegt haben, statt in praktischen Ballerinas in Pumps durch den Straßendreck.

Ist das ein Indikator des Frauenbilds? Ein wenig schon. Obwohl es viele berufstätige und durchaus erfolgreiche Frauen gibt, verdient der weibliche Bevölkerungsteil bei gleicher Bildung und Position weniger Geld. Das Idealbild der Mittelklassefamilie besteht aus einem Mann, der die Familie ernährt und Entscheidungen trifft und der Frau, die sich alleine um Haushalt und Kinder kümmert. Viele Kinder sind erwünscht. Gewalt in der Familie ist eines der Problemthemen. Im Fernsehen verkörpern hellhäutige Moderatorinnen und Seifenopernstars das Schönheitsideal: auffällig geschminkt, sexy gekleidet mit den unverzichtbaren Highheels, die möglichst langen Haare in perfekte Wellen gelegt und mit ausreichend Haarspray fixiert. „Tussig“ ist das Wort, das mir als erstes in den Sinn kommt. Aber das ist wohl der Gegenpol zum „Macho“. Keine Spur von natürlicher Schönheit, wie sie Brigitte Bardot in den 50ern und 60ern in Europa hoffähig machte.

Ein wenig übernatürlich dagegen scheinen mir die Preise des hiesigen Campgrounds. Eigentlich besitzt Tuxtla keinen Campingplatz, sondern das motelartige La Hacienda Hotel stellt seinen Parkplatz auch zum Campen zur Verfügung. Auf das Parken dicht an der Straße für 300 Peso verzichten wir gerne, zurück nach Ocozocoautla wollen wir auch nicht. Aber auf dem Weg dahin gibt es auf jeder Seite eine PEMEX-Tankstelle mit reichlich Platz abseits der Straße, wo man Toiletten und sogar Duschen kostenlos nutzen kann.

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