Panajachel, Guatemala – Guatemala: ein Kurzportrait

Viele Länder Mittel- und Südamerikas sind in Europa wenig bekannt. Daher hier ein kurzer Abriss über Guatemala:

Guatemala markiert zusammen mit Belize die nordwestliche Grenze Mittelamerikas und stößt dort noch an Mexiko, im Südosten an Honduras und El Salvador. In diesem Teil des Kontinents sind alle Länder klein, wenn auch Guatemala mit 109.000 km2 zu den Größeren gehört. Mit knapp 13 Mio. Einwohnern hat es jedenfalls die meisten Einwohner. Es grenzt sowohl an den Pazifik als auch in einem schmalen Korridor an das Karibische Meer. Die Küstengebiete sind feuchttropisch und teils von Regenwald bedeckt, das Hochland, das sich von Nordwest nach Südost einmal quer durchzieht und bis zu 4220 m hohe Gipfel besitzt, bietet ganzjährig mildes Klima und ist am dichtesten bewohnt. Knapp 60 % der Bevölkerung sind europäischer oder europäisch-indigener Abstammung und werden hier als Ladinos statt Mestizen bezeichnet, 40 % sind Indigene, meist Mayas, und nur eine kleiner Minderheit ist asiatischen Ursprungs oder stammt von den Kariben ab, die ihre Wurzeln in Afrika haben. Amtssprache ist Spanisch, die rund 65 % als Muttersprache lernen. Insgesamt werden 53 verschiedene indigene Sprachen und Idiome gesprochen, 21 sind Maya-Dialekte. Sieben davon, darunter das weit verbreitete Quiché mit 2 Mio. Anwendern, sind offiziell anerkannt. Guatemala gilt als Entwicklungsland, in dem der Großteil der Bevölkerung arm ist und sich das Vermögen des Landes in den Händen nur weniger (Ladinos) befindet. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt pro Einwohner 5.200 US$ jährlich. Export von Textilien und Kaffee, daneben Zucker, Baumwolle, Bananen, Tabak, Kautschuk, ätherische Öle, Kardamom und Fahrrädern spielt eine große Rolle, wird aber aufgehoben von den zahlreichen Importen, darunter auch Nahrungsmittel. Seit den 1990er Jahren spielen Tourismus und Überweisungen im Ausland lebender Guatemalteken ebenfalls eine wichtige Rolle.

Die wechselhafte Geschichte Guatemalas beginnt 300 n. Chr. mit den Maya. Ab 1524 eroberten die Spanier das Hochland, von denen eine Unabhängigkeit erst 1821 erfolgte. Es dauerte jedoch weitere 20 Jahre (Zentralamerikanische Konföderation), bis der unabhängige Staat Guatemala entstand. Danach begannen die Turbulenzen erst richtig: 30 Jahren Konservativismus, während denen das Establishment den kolonialen Status Quo zu wahren suchte, folgen 70 Jahre nicht allzu positive Liberalisierung und ein Ausverkauf des Landes an die USA. Ab 1944 beginnt das erste Jahrzehnt Demokratie in Guatemala, die den US-Amerikanern ein Dorn im Auge war, sollten sie doch ihrer Wirtschaftsprivilegien (die Rede ist von Bananenanbau) enthoben werden. Auf betreiben der USA, die die junge Demokratie völlig zu Unrecht des Kommunismus beschuldigte, wurde 1954 der Präsident gestürzt und durch einen Diktator ersetzt, der sämtliche sozialen Reformen rückgängig machte und die Wirtschaftsinteressen der USA wieder stärkte. Das endete 1960 jedoch in einem Bürgerkrieg, der offiziell erst 1996 für beendet erklärt wurde. Er forderte 200.000 Todesopfer und eine Million Flüchtlinge. Während dieser Zeit wurde and der indigenen Bevölkerung ein regelrechter Genozid verübt. Ganze Landstriche wurden flächendeckend bombardiert. Immer wieder beuteln Erdbeben, Hurrikane und Vulkanausbrüche den instabilen Staat. Die heute unabhängige demokratische Republik hat neben Armut und Ungerechtigkeit, Völkerkonflikten, Menschenrechtsverletzungen, Korruption und einer langsamen uneffektiven Bürokratie auch mit Schwerkriminalität zu kämpfen. Fast zeitgleich mit dem Ausbruch des Drogenkriegs in Mexiko kam begannen auch in Guatemala Zusammenstöße zwischen Regierung und Drogenkartellen.

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