Antigua, Guatemala – Vom Wasser, Schulbussen und Trachten

Wasser! So viel und doch so wenig. Durch den täglichen Niederschlag in der Regenzeit scheint Wasser im Überfluss vorhanden zu sein. Doch wird so viel Schlamm aus den Bergen hinuntergespült, dass selbst sonst saubere Quellen nur noch eine trübe Brühe sind. Dazu kommt, dass viele Tiere ertrinken, die dann irgendwo im Wasserlauf liegenbleiben. Neben Leichengift bilden Amöben eine Gefahrenquelle. Diese winzigen Süßwasserlebewesen breiten sich bei Überschwemmungen auch ins Grundwasser aus. Ernsthafte Durchfallerkrankungen, die schwer zu behandeln sind, gehören noch zu dem Harmlosen, das sie verursachen können. Das Wasser aus dem Fass unseres Campgrounds erscheint und genauso wenig vertrauenswürdig wie das der freiwilligen Feuerwehr. Die schlammige Brühe möchte man einfach nicht in seinen Tank füllen. Die Stadtverwaltung bietet ihren Bewohnern kostenlos gefiltertes Trinkwasser an, doch der Druck reicht nicht aus, unseren Tank zu befüllen. Zum Glück erklärten sich Freunde von Patti bereit, uns ihr Regenwasser zur Verfügung zu stellen, das scheint uns noch die sauberste Lösung zu sein. Tessa war mittlerweile auch eingetroffen, doch schon wieder ist Abschied angesagt. Wir wollen heute noch nach Antigua, um Petra und Klaus einzuholen, die einen Tag früher gefahren sind.

Auf der Panamericana erstaunen uns immer wieder die Busse, die das Haupttransportmittel im Land darstellen. Es handelt sich durchgängig um ausrangierte US-Schulbusse, die liebevoll restauriert und bunt bemalt wurden. Doch anscheinend wurde noch mehr verändert: Die Busse rasen nicht nur in atemberaubender Geschwindigkeit bergab und legen sich dabei gefährlich in die Kurve. Auch an steilen Steigungen lassen sie heftig schwarz qualmend so manchen modernen abgasgeregelten Pkw hinter sich. Dafür können Schulbusse einfach nicht gedacht zu sein! Das scheint die Guatemalteken wenig zu stören und mit ihrem eher gedrungenen Körperbau kommen sie mit den eng stehenden Kindersitzen auch gut klar, die bei uns hochgewachsenen Mitteleuropäern mittlere Bandscheibenschäden hervorrufen.

Genau so bunt wie die Schulbusse sind die bereits erwähnten Trachten, die von den allermeisten Frauen, jedoch nur noch von wenigen Männern getragen werden. Interessant ist, dass sich Farben und eingewebte Muster von Rock (corte) und Bluse (huipil) in jedem Dorf unterscheiden. Die Männer haben ihre bunten Hosen, den kontrastfarbigen Lendenschurz sowie das nicht minder farbenfrohe Hemd bzw. die in manchen Regionen vorherrschende Kastenjacke (den spanischen Offiziersjacken nachempfunden) meist durch praktische und billige einfache Hemden und Hosen ersetzt. Aber auch viele Frauen können sich oftmals die aufwändigen Huipiles, deren komplizierte Herstellung bis zu sechs Monate dauern kann, nicht mehr leisten und greifen auf importierte Einheitsware aus chemisch gefärbten Kunststoffen statt pflanzengefärbter Baumwolle zurück. Damit geht ein Stück Kulturgut verloren, das mindestens 500 Jahre alt ist. Viele Historiker glauben nämlich, dass erst die spanischen Conquestadores die Indígenas zwangen, unterschiedliche Farben und Webmuster zu verwenden, damit sie sie besser den einzelnen Dörfern zuordnen konnten. Doch heute ist es für die Ureinwohner Guatemalas ein wichtiges Stück Identität und Tradition, das mit Stolz getragen wird.

In Antigua treffen wir auf Petra und Klaus auf dem Parkplatz gegenüber dem Busbahnhof. Trotz der unmittelbaren Stadtnähe ist man weit weg von der Straße und mitten im Grünen. Das bewachte und abgeschlossene Gelände kostet pro Tag und Nacht je 50 GTQ pro Fahrzeug, also 100 für 24 Stunden. Entgegen Berichten anderer Reisender fanden wir auch Parque Ecológico Florencia 10 km außerhalb von Antigua offen, wo man für 30 GTQ pP campen kann. Der Parkplatz an der Touristenpolizei zwei Blöcke südlich des Marktes steht dagegen zu diesem Zweck nicht mehr zur Verfügung. Auch die früher angebotenen Spaziergänge auf den Hügel Cerro de la Cruz und zum Friedhof in Polizeibegleitung finden nicht mehr statt, doch gelten diese Routen mittlerweile als sicher. Einen Guide kann man sich an der Touristeninformation am Parque Central buchen, wenn man sich gar nicht alleine traut.

Parqueo gegenüber Busbahnhof, N 14°33’34,7’’ W 90°44’32,0’’

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