Biotopo Mario Dary Rivera, Guatemala – Der unsichtbare Quetzal

Der Quetzal ist schon eine Geschichte für sich. Federschmuck der Maya, Wappentier Guatemalas und Landeswährung zugleich – der außergewöhnlich schöne Vogel hat viele Aufgaben zu erfüllen. Das scheue Tier bewohnt die Nebelwälder vom mexikanischen Chiapas bis nach Panama, doch in Guatemala wurde es zum Nationalsymbol. Die seltene bedrohte Spezies besitzt ein schillerndes Äußeres: bläulich-grünes Federkleid mit grüner Kopfhaube, blutrotem Brustfleck und grünen Schwanzfedern, die bis zu einem Meter lang werden können. Der Vogel liebt die feucht-kühlen Höhenlagen, die stark durch Abholzung wie die daraus resultierende Klimaänderung bedroht sind. Zumindest als erwachsenes Tier ernährt es sich ausschließlich vegetarisch von wilden Avocados und anderen Früchten.

Innerhalb des Nebelwaldschutzgebiets im Bezirk Baja Verapaz wurde ein Quetzal-Biotop mit Namen Biotopo Mario Dary Rivera eingerichtet. Hier soll der extravagante, schwer zu beobachtende Vertreter der Trogon-Familie leben. In dem Naturschutzgebiet wurden zwei Wanderwege eingerichtet. Der kurze hat zwei Kilometer. Auf dem langen läuft man über viele steile Stufen – sehr viele – innerhalb von vier Kilometern von gut 1600 auf rund 1900 m Höhe und wieder hinunter, für einen wenig spektakulären Aussichtspunkt addiert man einen halben Kilometer. Generell muss man sagen, dass es in Guatemala überall hervorragend ausgebaute Wanderwege gibt in ganz unterschiedlichen Klimazonen. Das vermissten wir in Mexiko etwas, wo sich Wanderungen ohne ortskundigen Führer fast auf Pyramidenklettern beschränken.

Eine costaricanische Führerin erklärte mir vor einigen Jahren den Unterschied zwischen Regen- und Nebelwald. Im Regenwald regne es. Im Nebelwald regne es auch. Wenn aber nicht, dann habe es Nebel. Das kann ich bestätigen. Dichte Wolken ziehen herein und verfinstern den dunklen üppigen Wald noch weiter. Danach beginnt es zu gießen. Man kann kaum etwas erkennen zwischen den Guaruma- und Avocadobäumen, Bambusstauden, Baumfarnen, Bromelien und Orchideen. Die aber blühten bereits gegen Ende der Trockenzeit. Und so ergeht es uns wie den meisten Guatemalteken, ja den meisten Menschen dieser Welt: Wir haben noch nie einen Quetzal gesehen. Das ändert sich auch nach der Wanderung nicht.

Um ins Quetzal-Reservat zu gelangen fuhren wir heute morgen ein drittes Mal durch Guatemala City – diesmal von Südost nach Nord – in Richtung Cobán, nicht zu verwechseln mit der honduranischen Ruinenstätte Copán. Pro Person zahlten wir 50 Quetzal Eintritt und 20 fürs Campen. Für Zelte wurden recht hübsche Plätze eingerichtet, wir jedoch passten nicht einmal auf den Parkplatz, da die Durchfahrt zu niedrig ist. Hilfsbereit und flexibel wie die Guatemalteken nun mal sind, öffnete man uns das Tor des Personaleingangs und ließ uns im Hinterhof parken. Nicht der allerschönste Platz, aber sicher verschlossen und zugleich Ausgangspunkt der Wanderung. Es gibt allerlei Getier wie Insekten und Schlangen, daher empfehlen sich lange Kleidung und festes Schuhwerk. Einige Mücken und sämtliche Bremsen zeigen sich von Moskitorepellent unbeeindruckt.
Quetzal-Biotop Mario Dary Rivera: N 15°12’50,4’’ W 90°13’04,4’’

Leave a Reply

You must be logged in to post a comment.