Lanquin, Guatemala – Naturwunder: Flusstunnel mit Bad und Fledermaushöhle

Die größten Chancen auf eine Quetzalbeobachtung habe man morgens zwischen 5 und 6 Uhr. Wir stellen den Wecker auf 4:30 Uhr. Doch auch die Frühwanderung ändert nichts an unserer Quetzallosigkeit. Der Vogel bleibt verborgen. Ich öffne meine Geldbörse und siehe da, schon habe ich einen Quetzal.

Über die angenehme Kleinstadt Cobán, früher große Enklave der Deutschen (Führung über Kaffeeplantage Finca Dieseldorff 30 GTQ pP), die sogar einmal einen deutschen Bürgermeister hatte, fahren wir nach Lanquin. Auf den letzten 20 km verwandelt sich die kurvige Bergstraße plötzlich in eine Schotterpiste. Die folgenden zehn Kilometer von Lanquin nach Semuc Champey sind kaum schlechter, nur noch enger. Für die besonders steilen Stücke spendierte man zwei Betonstreifen, die freundlicherweise Lkw-Spurbreite besitzen. Die Hängebrücke mit den etwas morsch wirkenden Holzplanken ist stabiler als auf den ersten Blick erkennbar und absolut Unimog-tauglich.

Semuc Champey ist ein Naturwunder der ganz besonderen Art und eines der schönsten des Landes. Der mächtige Fluss Rio Cahabón zwängt sich mit enormer Geschwindigkeit unter eine natürliche Kalksteinbrücke, aus der er knapp 300 m später wieder hervor schießt. Ein kleiner Nebenfluss ergießt sich zum Teil über die Brücke. Glasklares Wasser fließt in kleinen Wasserfällen über üppig grün bewachsene Felsen in türkisblaue, angenehm temperierte Pools. Ihre Farbe erhalten sie durch Kalziumkarbonat, das aus dem Kalkstein gewaschen wird. Wanderwege führen zum Teil über Holztreppen zum Beginn und Ende des Tunnels, zu den herrlichen Badepools sowie einem Aussichtspunkt oberhalb des Geländes. Der Zutritt kostet 10 Quetzal fürs Auto und 50 pro Tourist. Für je weitere 50 dürfte man campen, doch wir haben noch etwas anderes vor.

Eineinhalb Kilometer vor Lanquin aus Cobán kommend weist ein Schild zu den Grutas de Lanquin. Aus dem angeblich 100 km langen Höhlensystem schießt ein Fluss, der später in den Rio Cahabón mündet. Über einen Zugang kann man baden. Ein paar hundert Meter der Höhle können besichtigt werden. Die hohen Steinstufen sind überzogen mit einem schmierseifenartigen Belag und können ansatzweise als gefährlich bezeichnet werden. Sicher gibt es interessantere Höhlen und besser hergerichtete. Die wenigen Glühbirnen zum Beispiel beleuchten die Szenerie nur spärlich. Dennoch gibt es riesige Hohlräume sowie große Stalaktiten und Stalagmiten. Wobei die nicht der eigentliche Grund für den Besuch sind, sondern die Höhlenbewohner.

Jeden Abend fliegen Hunderttausende von Fledermäusen aus dem engen Eingangsloch, um sich auf Nahrungssuche zu begeben. Ab etwa 17 Uhr verlassen einzelne Tiere den Bau, der Hauptstrom setzt von 18:30 bis 19 Uhr ein. Man kann dem Spektakel von außerhalb der Höhle zusehen, der Wärter lässt aber heute die Eingangsbeleuchtung bis um sieben an, sodass man dem Massenaufbruch auch von innen folgen kann. Die Fledermäuse sind wahre Flugkünstler mit unglaublichen Geschwindigkeiten. Ihr Flug hat mit den trägen Bewegungen von Vögeln nichts zu tun. Haarscharf rasen sie an unseren Köpfen vorbei, von ihrem Radarsystem zielgenau gesteuert. Als der Wächter das Licht löscht erstirbt auch der Generatorlärm. Hier werden wir noch einmal 10 GTQ fürs Auto und 30 pro Person los. Das Campen wurde uns freiwillig angeboten und kostet nichts extra.

Grutas de Lanquin: N 15°34’44,8’’ W 89°59’23,8’’
Semuc Champey: N 15°32’11,0’’ W 89°57’16,4’’ (bereits vor der Brücke gibt es zwei Hotels mit kleinen Parkplätzen, wo man evtl. campen könnte)
In Lanquin am Ortsausgang Richtung Cahabón Campen auf einem kleinen Stellplatz der El Retiro Lodge möglich, 25 GTQ pP, Shuttle-Service nach Semuc Champey erhältlich: N 15°34’52,4’’ W 89°58’32,1’’

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