Tikal, Guatemala – Von Affen und Pyramiden

Das große mächtige Tikal beeinflusste während seiner langen wechselhaften Geschichte die gesamte Mayawelt. Bauern ließen sich hier bereits 600 v. Chr. nieder, erste Bauwerke datieren von 200 v. Chr. Im Jahr 292 AD errang Tikals Herrscher Große Pranke einen wichtigen militärischen Sieg mit erstmalig eingesetzten Speerwerfern und dominierte für die nächsten 180 Jahre die Region als einzige Großmacht seiner Zeit. In dem Königreich lebten zwischen 300.000 und 500.000 Menschen und pflegten wirtschaftliche Beziehungen bis nach Teotihuacán in Mexiko. Eine Kriegsniederlage ließ den Fortschritt Tikals stagnieren, doch ab 682 erfuhr das Reich eine Renaissance, aus deren intensiver Bautätigkeit die meisten der heute zu bewundernden Gebäude stammen. Der letzte in Stein gemeißelte Datumseintrag stammt von 879. Was zum Niedergang Tikals wie der ganzen Mayawelt führte, liegt nach wie vor im Dunkeln. Mittlerweile gibt es wissenschaftliche Hinweise auf eine 200jährige Trockenperiode, die möglicherweise die Bewohner der Großstädte zur Abwanderung zwang.

Der Reiz Tikals heute liegt in den beeindruckenden hohen Pyramiden, die den Urwald überragen und von denen manche über Holztreppen bestiegen werden können; in den vielen, teilweise freigelegten großen und kleinen Gebäuden und in der Größe der Anlage. Besonders reizvoll ist, dass die antike Stadt mitten im Tropendschungel liegt, der nicht gerodet wurde. Stattdessen legte man Pfade durch den Regenwald an, die die Gebäudegruppen miteinander verbinden und auf denen man Wildtiere beobachten kann. Tikal gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist eingebettet in einen Nationalpark, der die noch intakte Flora und Fauna schützt.

Die eigentümlichsten Pflanzen sind Ceiba-Bäume, die den Maya heilig waren. Charakteristisch für das Hartholz ist sein hoher Stamm, dessen kräftige Äste sich erst ganz oben in der Krone waagrecht abspalten und die Träger für allerlei Orchideen, Bromelien, Moose und Flechten sind. In den Bäumen und an den herunter hängenden Lianen turnen Brüll- und Klammeraffen. Auf dem Boden staksen hellblaue Petén-Truthähne herum, ein Graufuchs saust in die Ruinen. In den Wipfeln zanken sich kleine Papageien und verschiedene Tukanarten mit riesigen Schnäbeln. Über dem Ganzen schweben Königsgeier. Die Mücken decken hier ein interessant breites Größenspektrum ab und finden DEET 30 (das stärkste Repellent) nicht immer allzu abschreckend.

Am frühen Morgen ist die Ruinenstätte am schönsten zu besichtigen. Dann liegt noch Nebel über der Anlage und die Stimmen der zahlreichen Touristen in vielen Sprachen sind noch stumm: Spanisch, auch aus dem Süden des Kontinents, Französisch, Italienisch und reichlich Deutsch. Außerdem ist es am Morgen noch nicht ganz so heiß, denn einige Stunden muss man schon für den Besuch einplanen. Von den hohen Tempeln hat man eine wunderschöne Aussicht über scheinbar endlosen Regenwald und die wenigen die Baumkronen überragenden Bauwerke. Der Besuch der Mayastadt ist absolut lohnenswert, wenn auch mit 150 Quetzal pro Person nicht ganz billig. Auch die Guides lassen sich gut bezahlen, wenn man einen möchte.

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